Das Projekt

German History Intersections ist ein quellenbasiertes digitales Projekt, das drei große Themenbereiche über den Zeitraum von 1500 bis zur Gegenwart untersucht – Migration, Wissen und Bildung sowie Deutschsein. Indem diese Themen über Jahrhunderte hinweg verfolgt werden, bietet das Projekt eine Alternative zur traditionellen Geschichtsschreibung, die sich auf einzelne historische Perioden konzentriert.

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Die Themen

Migration
Ausgehend von individuellen Lebensgeschichten und den kollektiven Erfahrungen von Migrantengruppen untersucht dieses Modul die Wanderungsbewegung von Menschen über und innerhalb der sich verschiebenden Grenzen Mitteleuropas von der Frühen Neuzeit bis in die Gegenwart.
Wissen und Bildung
Bildung, Ideen und die Wissensgeschichte stehen im Mittelpunkt dieses Moduls, das die Konstruktion, Verhandlung, Zirkulation und Organisation verschiedener Arten von „Experten“- und Populärwissen in Deutschland von der Reformation bis zum digitalen Zeitalter erforscht.
Deutschsein
Dieses Modul beschreibt die vielschichtige und sich ständig verändernde Bedeutung des Deutschseins vom Heiligen Römischen Reich bis zum heutigen Europa. Ein zentrales Thema ist die Überschneidung des Deutschseins mit anderen Merkmalen der Identität, wie Geschlecht, Ethnizität, Religion, und soziale Schicht.

Fokus

„Rundgemälde von Europa im August 1849“, von Ferdinand Schröder

Diese Karikatur zeigt europäische Staaten nach den niedergeschlagenen Befreiungskämpfen von 1848/49 – in der Gegenwart vergleichbar mit der Situation in Syrien. Die Staaten des Kontinents, personifiziert als große Männer, kehren kleine Menschen hinaus. Die Staaten verweigern Bürgerrechte, Staat und Bevölkerung sind nicht identisch. Die Habsburger Monarchie, die Menschen nicht deutschsprachiger Kulturen unterdrückt, wird bereits von den „Nationalitäten“, offiziell als „Minderheiten“ bezeichnet, bedrängt – ähnlich wehren sich in der Gegenwart Kurden und andere. Eine Ausnahme scheint England zu bilden. Die offenbar einzige Frau in der Karikatur, Queen Victoria, sitzt. Sie handelt nicht aktiv. Den Kern ihres Imperiums scheint niemand zu verlassen. Doch wandern in dieser Zeit englische, irische, walisische und schottische Familien aus – Hungerwanderung aus Irland wie aus den Dürregebieten der Gegenwart. Der imperiale Staat seinerseits hat Soldaten und Administratoren in eine imperiale Diaspora entsandt, die in den Kolonien Zwangswanderungen – wörtlich – in Gang setzen.

Dirk Hoerder, Arizona State University & Universität Bremen, Mitglied der Arbeitsgruppe „Migration

Bildnachweis: Zuerst erschienen in den Düsseldorfer Monatsheften.