Das Projekt

German History Intersections ist ein quellenbasiertes digitales Projekt, das drei große Themenbereiche über den Zeitraum von 1500 bis zur Gegenwart untersucht – Migration, Wissen und Bildung sowie Deutschsein. Indem diese Themen über Jahrhunderte hinweg verfolgt werden, bietet das Projekt eine Alternative zur traditionellen Geschichtsschreibung, die sich auf einzelne historische Perioden konzentriert.

Mehr

Die Themen

Migration
Ausgehend von individuellen Lebensgeschichten und den kollektiven Erfahrungen von Migrantengruppen untersucht dieses Modul die Wanderungsbewegung von Menschen über und innerhalb der sich verschiebenden Grenzen Mitteleuropas von der Frühen Neuzeit bis in die Gegenwart.
Wissen und Bildung
Bildung, Ideen und die Wissensgeschichte stehen im Mittelpunkt dieses Moduls, das die Konstruktion, Verhandlung, Zirkulation und Organisation verschiedener Arten von „Experten“- und Populärwissen in Deutschland von der Reformation bis zum digitalen Zeitalter erforscht.
Deutschsein
Dieses Modul beschreibt die vielschichtige und sich ständig verändernde Bedeutung des Deutschseins vom Heiligen Römischen Reich bis zum heutigen Europa. Ein zentrales Thema ist die Überschneidung des Deutschseins mit anderen Merkmalen der Identität, wie Geschlecht, Ethnizität, Religion, und soziale Schicht.

Fokus

Grün ist die Heide (1951)

Ich habe den Film Grün ist die Heide aus dem Jahr 1951 ausgewählt, weil er auf unheimliche Weise zeigt, wie nicht-jüdische Westdeutsche nach 1945 weiterhin essentialisierende und ausgrenzende Vorstellungen vom Deutschsein vertraten. Der Film schreibt den Nationalsozialismus in eine Vergangenheit zurück, in der nur nicht-jüdische Deutsche zu Opfern wurden und die Shoah völlig ignoriert wurde. Mit seinen leuchtenden Farben und seiner sentimentalen Musik, die ein von Gewalt unberührtes „Heimatland“ repräsentiert, wurde Grün ist die Heide zur Blaupause für die immens erfolgreichen Heimatfilme der 1950er und frühen 1960er Jahre. Der einflussreiche Soundtrack des Films enthielt das „Riesengebirgslied“, das die Berge im polnisch-tschechischen Grenzgebiet zu „deutschen Bergen“ erklärte. Die Figuren und die Geschichte zelebrierten autoritäre Vorstellungen von sozialer Kontrolle und patriarchalischen Geschlechterverhältnissen als Weg zur Nachkriegsstabilität.

Martina Kessel, Universität Bielefeld, Mitglied der Arbeitsgruppe „Deutschsein

Bildnachweis: © picture alliance