„Deutschland“ ohne Grenzen: Johannes Stumpf, Germania Teutschland/die ander Landtafel des anderen buchs (1548) und Sebastian Münster, Cosmographia (1572)

Diese beiden Karten von Johannes Stumpf (1500–1578) und Sebastian Münster (1488–1552) aus dem 16. Jahrhundert zeigen Deutschland ohne Grenzen. Die erste Karte stammt aus der Schweizer Chronik von Johannes Stumpf. Der reformierte Pfarrer und Historiker hatte sie in den 1540ern verfasst und nach geografischen Gesichtspunkten gegliedert. Auf ein erstes Buch über Europa folgen Beschreibungen Germaniens, Galliens und Helvetiens. Jedem Buch ist eine Karte vorangestellt. Die Karte folgt geografisch der Karte von Sebastian Münster von 1540, ist aber wesentlich besser verarbeitet.

Sebastian Münsters Ruhm gründet zum größten Teil auf seiner Cosmographia universalis von 1544. In sein Lebenswerk flossen eigene Reiseerfahrungen, aber auch Berichte europäischer Gelehrter ein. 1550 erschien die zweite erweiterte Ausgabe mit 900 Holzschnitten und 40 Karten. Die vorliegende Karte stammt aus der Ausgabe von 1572. Münsters Karte ist nicht wie moderne Karten genordet, sondern gesüdet. Österreich und Bayern liegen oben, Mecklenburg und Lübeck sind unten eingezeichnet. Deutschland ist hier begrenzt durch die Steiermark und Kroatien (oben links), das Wallis (oben rechts), Preußen unten links und die Westfriesischen Inseln (unten rechts). Allegorische Karten waren im 16. Jahrhundert keine Seltenheit und boten Möglichkeiten Deutschland (Germania) auch kartografisch abzubilden. Die dazugehörige Beschreibung eines „neuen Deutschlands“ von Sebastian Münster zeigt die regionale und politische Zersplitterung des Heiligen Römischen Reiches in einzelne Herrschaftsgebiete und Territorien.