„Geschichtsfälschung“ (2013)

Die wachsende politische und wirtschaftliche Dominanz Deutschlands innerhalb der erweiterten Europäischen Union überschnitt sich mit der polnischen Innenpolitik zu einer Zeit, als rechtsnationalistische Bewegungen darum kämpften, das gute Image Polens im In- und Ausland zu bewahren. In den letzten Jahren waren die Nationalisten in den östlichen Teilen Mitteleuropas besonders verärgert über die wachsende Zahl historischer Forschungen, die eine lokale Mitschuld am Holocaust aufgedeckt haben. Diese Forschungsergebnisse wurden von einigen als Opferbeschuldigung oder sogar Holocaustleugnung bezeichnet. Da Deutschland als Hauptverursacher dieser vermeintlichen Verleumdungskampagne gegen das polnische Volk angesehen wird, wurden deutsche Politiker/innen – einschließlich Kanzlerin Merkel – in der rechtsgerichteten polnischen Presse zur Zielscheibe.

Das Foto unten zeigt einen Mann, der die Ausgabe der rechtsgerichteten polnischen Wochenzeitung Uważam Rze vom 8. April 2013 liest. Auf der Titelseite steht: „Fälschung der Geschichte: Wie die Deutschen sich selbst zu Opfern des Zweiten Weltkriegs machen“. Es zeigt Angela Merkel hinter einem Stacheldrahtzaun, gekleidet wie ein KZ-Häftling. Das Magazin warf dem ZDF vor, in seiner Miniserie „Unsere Mütter, unsere Väter“ die Geschichte des Zweiten Weltkriegs zu verfälschen.