Franciso Goya, „Yo lo vi“ – „Ich habe es gesehen“ (1810)

Kurzbeschreibung

Der Erste Konsul Frankreichs Napoleon Bonaparte, der sich zum quasi-Diktator gemacht hatte, zwang Spanien im Oktober 1800 den Vertrag von San Ildefonso auf. Es folgten Kriege zwischen Frankreich und Spanien, Portugal und Großbritannien. Migration ins Militär war seit dem Mittelalter eine wichtige Form der Arbeitsmigration, Zwangsrekrutierungen entwurzelten Hunderttausende, Armeen – gleich ob national als britisch, französisch, spanisch oder deutsch bezeichnet – waren immer aus Männern vieler Kulturen zusammengesetzt. Seit Ende 1808 mussten auf Napoleons Seite Badener, Nassauer und Hessener Truppen kämpfen, einige Monate später zog seine Armee etwa 7000 Westfalen, 4000 aus dem Großherzogtum Berg und 2000 Würzburger ein. Viele kehrten nie wieder zurück. In den folgenden Jahren weitete Napoleon seine Eroberungskriege nach Deutschland, Österreich und Italien aus – es folgten auch hier Zerstörungen, Brutalitäten und Zwangsrekrutierungen. Die „Völkerschlacht“ bei Leipzig beendete diesen – nach dem Dreißigjährigen Krieg – 2. Gesamteuropäischen Krieg.

In der damaligen Geschichtsschreibung sind jedoch nur Soldaten gezählt worden, nicht aber Flüchtlinge, Tote, überlebende Entwurzelte und Verstümmelte. Der spanische Maler Francisco Goya (1746–1828) schuf 1810–1820 einen Zyklus von Radierungen mit dem Titel „Los desastros de la guerra“ (Die Schrecken des Krieges), in dem er die Gewalt und Gräueltaten, die er teilweise selbst erlebt hatte, schonungslos darstellt. Goyas Bilderzyklus, aus dem die hier gezeigte Radierung stammt (Nr. 44), stellt die brutalen Exzesse der Soldaten insbesondere gegen die Zivilbevölkerung dar. Im Vordergrund sind zwei Männer sowie eine Frau mit Kind zu sehen, die vor den Soldaten im Bildhintergrund fliehen. Die Furcht vor der bekannten Brutalität der Soldaten, welche die Flüchtenden treibt, ist ihnen ins Gesicht geschrieben.

Quelle

Quelle: Franciso Goya, „Yo lo vi“ – „Ich habe es gesehen“, Blatt Nr. 44 des Zyklus „Los Desastres de la Guerra“ („Die Schrecken des Krieges“), 1810, Radierung veröfffentlicht 1863. Online verfügbar unter: https://www.metmuseum.org/art/collection/search/381372

Metropolitan Museum of Art, Gift of Mrs. Grafton H. Pyne, 1951

Franciso Goya, „Yo lo vi“ – „Ich habe es gesehen“ (1810), veröffentlicht in: German History Intersections, <https://germanhistory-intersections.org/de/migration/ghis:image-160> [26.10.2024].