Michel Nostradamus, Deß Weitberümbten/ Hocherfarnen/ Philosophi/ Astrologi/ vnd Medici zwey Bücher […](1573)
Kurzbeschreibung
Das 1552 erstmals auf Französisch erschienene Rezeptbuch von Michel Nostradamus (1503–1556) für Elixiere, Kosmetika und dergleichen wurde zwanzig Jahre später vom Augsburger Arzt Jeremias Martius (um 1535–1585) ins Deutsche übersetzt. Martius wurde von der mächtigen Familie Fugger unterstützt, die ihn nach Montpellier und Padua schickte, um Medizin zu studieren und Französisch und Italienisch zu lernen. Blondes Haar und helle Haut waren der Standard der Schönheit für Renaissance-Frauen. Hier folgt ein Rezept für goldene (blonde) Haarfärbemittel. Das Rezept verlangte nach teuren Zutaten wie Süßholz, Orange und Safran. Es sollte genügend Farbstoff für 10–12 Frauen für 1–2 Jahre liefern. Es ist sehr wahrscheinlich, dass das Wissen und die Praxis des Haarfärbens den bürgerlichen und aristokratischen Haushalten vorbehalten war.
Quelle
Michaelis Nostradami, Deß Weitberuͤmbten / Hocherfarnen / Philosophie / Astrologi / vnd Medici / zwey Buͤcher / darinn warhafftiger / gründtlicher / vnd volkomner bericht gegeben wirdt / wie man erstlich einen vngestalten leib / an Weib vnd Mannspersonen außwendig zieren / schoͤn / vnd junggeschaffen machen / vnd allerley wolriechende / koͤstliche / krefftige wasser / pulfer / oͤl / seyffen / rauchkerzlin / disamkuglen / zuͦ mancherley gebrechen dienstlich / artlich zubereyten. Vnd wie man folgents allerley frücht auff das kuͤnstlichest / vnd lieblichest / in zucker einmachen / vnd zur notturfft auffbehalten sol. Erstlich in Franzoͤsischer sprach von ihme beschriben: Nun aber / vnserem Vatterland zuͦ guͦtem / in das gemain Teutsch auff das trewlichst verdolmetscht / durch Hieremiam Martium / bestelten Doctorn der Arzney zuͦ Augspurg. Mit Roͤm. Kay. May. freyheit / nit nach zuͦ Trucken. [Augsburg]: M.D.LXXIII. (1573).
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Das har / ob es wol weiß oder schwarz ist / wie die goldtfeden zumachen / vnnd das es die farb nicht bald verliere / vnd in seiner volkommenheit erhalten werde / auch also wachse / das gegen der wurtz so wol als oben am spitz gelb scheinen.
Das XXIIII. Capitel
Nimb ein geschaben / vnd gepulfert Buͦchin holtz ein pfundt / geschaben Buchsbeumin holtz ein halb pfund suͤsholtz so da frisch ist acht lot / der gar gelben vn̅ gedoͤrten pomerantzen schelfen gleich souil / Schwalben wurtz / gelben magsamen eines jeden acht lot / der bletter vn̅ bluͦmen Glauci / eines krauts so in Syria wechst / vnd dem magsamen gleich ist / vier lot / saffran ein lot / deß teigs von weytzen meel klein zerhackt ein halb pfund / laß es alles in einer laugen ausgebeutelter aschen angesetzt / biß auff das halb theil einsieden / alsdann so seych es alles mit einander durch. Folgends so nimb ein grossen jrdin hafen / mach vnden am boden zehen / oder zwoͤlff loͤcher darein / darnach so nimb rebenaschen / vn̅ gereuttert aschen / der einen so vil als der anderen / schuͤtt sie in ein grossen hültzerin / oder sonst ein solchen moͤrser / wie dich dan̅ für guͦt ansehen wirt / begeuß mit obgemelter laugen / zerknischs wol / vnd gar nahet ein gantzen tag an einander / aber sich das sie ein wenig hartlecht werden / thuͦe roggen vnd waitzenstro im stoffen darunder / vnd treibs so lang / biß sie den mehrern theil der laugen an sich gezogen haben. Dise gestoßne aschen nur schüt in obgemelten jrdin hafen / vn̅ durch ein jedes loͤchlin steck ein roggen aͤher / vnd leg stro vnd aschen / zuͦuor vnden an boden / so vil das der hafen vol werde / das doch gleich wol noch so vil raums vberig gebliben / dz man die vberig laugen noch daran schuͤtten koͤnne / gegen abent so setz ein anderen jrdin hafen vnder / laß die laugen durch die loͤchlin von roggen aͤher darein lauffen / vnnd so du sie brauchen wilt / so nimb das / so herauß gerunnen / vnnd bestreich die har damit / vnd laß trucken werden / so wirdt das har jnnerhalb drey / oder vier tag so gelb / als ob es ducaten gold were / aber ehe du das zum haupt brauchest / so wesch zuͦuor mit einer laugen / die guͦt sey dan̅ so das haupt feyst vnd vnsauber wer / nem es die farb nicht so geren an / vnnd du solt wissen / das dise kunst auff ein / oder zwey Jar guͦt ist / vnd so man recht darmit vmbgeht / so moͤgen sie zehen / oder zwoͤlff Weibsbilder damit behelffen / dan̅ gar ein wenig alßbald das har ferbt / man soll es auch mit nicht anderem waschen dann / wer das har kol schwartz / so wurd es alßbald goldfarb / vnd gar lang also bleiben.
Quelle: Michaelis Nostradami, Deß Weitberuͤmbten / Hocherfarnen / Philosophie / Astrologi / vnd Medici / zwey Buͤcher / darinn warhafftiger / gründtlicher / vnd volkomner bericht gegeben wirdt / wie man erstlich einen vngestalten leib / an Weib vnd Mannspersonen außwendig zieren / schoͤn / vnd junggeschaffen machen / vnd allerley wolriechende / koͤstliche / krefftige wasser / pulfer / oͤl / seyffen / rauchkerzlin / disamkuglen / zuͦ mancherley gebrechen dienstlich / artlich zubereyten. Vnd wie man folgents allerley frücht auff das kuͤnstlichest / vnd lieblichest / in zucker einmachen / vnd zur notturfft auffbehalten sol. Erstlich in Franzoͤsischer sprach von ihme beschriben: Nun aber / vnserem Vatterland zuͦ guͦtem / in das gemain Teutsch auff das trewlichst verdolmetscht / durch Hieremiam Martium / bestelten Doctorn der Arzney zuͦ Augspurg. Mit Roͤm. Kay. May. freyheit / nit nach zuͦ Trucken. [Augsburg]: M.D.LXXIII. (1573), S. 63–66. Online verfügbar unter: http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB00018CB800000000. Der französische Originaltext ist online verfügbar unter: https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k1518636t.image
Weiterführende Inhalte
Sabine Sander, „Die dreißig Schönheiten der Frau. Ärztliche Ratgeber der Frühen Neuzeit“, in Frank Stahnisch und Florian Steger, Hrsg., Medizin, Geschichte und Geschlecht. Körperhistorische Rekonstruktionen von Identitäten und Differenzen. Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2005, S. 41–62.