Friedrich Immanuel Niethammer, Der Streit des Philanthropinismus und Humanismus in der Theorie des Erziehungs-Unterrichts unsrer Zeit (1808)
Kurzbeschreibung
Friedrich Immanuel Niethammers (1766–1848) programmatisches Werk über Erziehungstheorie war als Begleitschrift zu seiner Reform des bayrischen Schulsystems gedacht, die nach der Ausdehnung Bayerns vom Kurfürstentum zum Königreich 1806 erfolgte. Im ersten Abschnitt legt Niethammer die Geschichte einer „aufgeklärten“ praktischen Bildung dar und beschreibt, wie sich diese vom humanistischen Sprachstudium abgewandt hat. Den Konflikt zwischen Humanismus und pragmatischer („philanthropischer“ – nach dem Namen der Basedow’schen Schule) Bildung stellt er vereinfachend dar und macht deutlich, dass seine Sympathien ersterem gelten. Dennoch schließt er praktische Bildung nicht vollständig aus, sondern sucht eher nach einem Mittelweg zwischen beiden (auch wenn er selbst einer geistigen/spirituellen Variante des Humanismus zuneigt).
Quelle
[…]
Der große Impulsator seiner Zeit, mit welchem fuͤr Teutschland eine neue Bildungs-Epoche uͤberhaupt beginnt, und der auch die Umgestaltung der Erziehungslehre unter uns begruͤndet hat, ist Friedrich der Zweite. In dem Reiche, das er durch seinen kraͤftigen Geist erschaffen hat, erhielt zuerst die teutsche Cultur eine vorherrschende Richtung auf Industrie und Gewerbfleiß. Die Forderung realer Nuͤtzlichkeit war jetzt an der Tagesordnung; reale Nuͤtzlichkeit aber hieß nur Eintraͤglichkeit, materielle Production. Die laute, von der Regierung selbst ausgehende Anpreisung und auszeichnende Beguͤnstigung des Landbaues, des Fabrikenwesens, des Handels, der Industrie ec. mußte unausbleiblich auf uͤberwiegende Schaͤtzung mechanischer und technischer Geschicklichkeit wirken. Allein, es ist nicht bloß mechanische Betriebsamkeit, Gewerb- und Kunstfleiß, Handel und jede Art von Industrie, die man aus dem maͤchtig angeregten Umtriebe hervorgehen sieht: derselbe Geist, dieselbe Tendenz, dieselbe Regsamkeit zeigt sich auch in allen Zweigen des Denkens und der Bildung uͤberhaupt. In der Erziehung, in der Religion, in der Philosophie, in dem ganzen Umkreise der Geistesthaͤtigkeit, war „praktisch“ jetzt das allgemeine Losungswort; nur was unmittelbar ins Leben eingreifend, in der Anwendung foͤrderlich war, wurde geachtet. Das ganze Gebiet des Wissens gewann dadurch neues Leben und eine neue Gestalt; die Wissenschaften wurden mit angestrengtem Eifer umgearbeitet, um sie von ihrer praktischen Seite darzustellen, und sie fuͤr die Praxis nuͤtzlich zu machen.
Was der große Reformator seiner Zeit durch diese aufgeregte allgemeine Thaͤtigkeit nach Außen zunaͤchst in seinem Volk bewirkte, hat die Mitwelt in Erstaunen gesetzt, und muß bei der spaͤten Nachwelt noch Bewunderung finden. Aber nicht bloß sein Reich hat er durch seinen gewaltigen Geist umgeschaffen; von ihm gieng unverkennbar auch der Impuls aus, der nach und nach eine Totalreform der teutschen Cultur bewirkte. Die Hauptstadt seines Reiches war es, die den Ton in der schriftstellerischen Welt in Teutschland angab, wie seine Armee es war, die uͤberall zum Muster genommen wurde, und seine Regierungskunst, die uͤberall eifrige Nachahmung fand. Dankbar wird die Geschichte seine Zeit als Epoche einer hoͤchstnoͤthigen und hoͤchstwohlthaͤtigen Geistes-Revolution bezeichnen, durch welche der Geist der Traͤgheit und der muͤssigen Speculation verbannt, das Reich des Aberglaubens erschuͤttert, die Fessel der supranaturalistischen Buchstaben-Auctoritaͤt zerbrochen, die schlummernde Kraft geweckt, das Denken frei gemacht worden ist.
Aber selbst durch diese glaͤnzenden Vorzuͤge wird der Historiker sich nicht blenden lassen, dieselbe Epoche nicht zugleich als den Zeitpunkt zu bezeichnen, mit welchem der Erdgeist seine verderbliche Herrschaft unter uns begonnen.
Wie die Richtung des Geistes auf die Erde in der angeregten aͤußeren Betriebsamkeit mehr und mehr zunahm, der Trieb nach Geld und Gewinn durch die Eintraͤglichkeit der materiellen Productionen aller Art immer mehr gereizt wurde, und dadurch die Gesammtkraft der Nation uͤberwiegend nach dieser Seite lenkte, theilte sich dieselbe Richtung auch der geistigen Thaͤtigkeit mehr und mehr mit. Nicht nur gewannen die Zweige des Wissens, die mit der materiellen Production in naͤherer Beziehung stehen, wie z. B. Mathematik, Physik, Chemie, ein entschiednes Uebergewicht, und wurden in dem Maße, in welchem sie sich durch Erfindung realer Vortheile fuͤr Gewerb und Induͤstrie auszeichneten, mehr gesucht und mehr bezahlt, waͤhrend rein wissenschaftliche Behandlung derselben Zweige des Wissens immer weniger Freunde fand: sondern sogar das rein geistige Gebiet des Wissens blieb von dem Einflusse jenes Geistes nicht ganz frei, selbst das Reinste und das Hoͤchste ward nicht unbefleckt erhalten: die Religion zu gemeinem Moralismus, das Christenthum zum Eudaͤmonismus, die Theologie zum Naturalismus, die Philosophie zum Synkretismus und Materialismus, die Weltweisheit zur Erdweisheit, die Wissenschaft zur Pulsmacherei erniedrigt. So begann in der Geistesrevolution der damaligen Zeit, neben den unverkennbaren Fortschritten vielfaͤltiger Bildung, zugleich unter dem Namen von Aufklaͤrung ein Ruͤckschreiten der wahren Cultur, ein Haß alles rein Geistigen, Idealen, in Kunst und Wissenschaft, durch welchen auch jedes Erheben uͤber das Irdische als mystische Glaͤubelei in uͤbeln Ruf gebracht, alles Leben in Ideen als Enthusiasterei verspottet wurde.
Wem diese Schilderung von der Schattenseite jener merkwuͤrdigen Entwickelungsperiode teutscher Cultur zu grell scheinen moͤchte, erinnere sich nur an die lauten Klagen der Besseren jener Zeit, die der geruͤhmten Aufklaͤrung als einer wahren Entgeistung der Nation sich vergebens entgegen stemmten.
Was in einem solchen Reiche, bei solcher Stimmung der Mehrzahl, bei vorherrschender Auctoritaͤt jener Denkart, auch die Erziehung fuͤr eine Richtung nehmen, und wie sie, zuruͤckwirkend, der allgemeinen Tendenz eine verdoppelte Geschwindigkeit geben mußte, ist leicht zu erachten.
Von der einen Seite zeigt sich das Gute der allgemeinen Tendenz auch in der Paͤdagogik. Mehr Betriebsamkeit, Thaͤtigkeit kam auch in den Unterricht; der alte Schlendrian ward aus seiner traͤgen Behaglichkeit aufgestoͤrt; man berechnete mehr, was eigentlich zu thun sey, was man bezwecke, und wie mans am besten erreichen koͤnne; Maͤngel und Gebrechen der hergebrachten Erziehungsweise wurden kuͤhn angegriffen, der Mißbrauch des bloßen Zeichen- und Buchstabenwesens im Erziehungsunterrichte der verdienten Geringschaͤtzung bloßgestellt; ein groͤßerer Umfang der Lehrgegenstaͤnde und vielseitigere Behandlung derselben wurde unerlaßlich gefordert, und dadurch zugleich um so nothwendiger gemacht, auf Verbesserung der Methode zu denken, um in kuͤrzerer Zeit mehr zu leisten.
Von der andern Seite aber zeigt sich auch das Nachtheilige der allgemeinen Tendenz eben so unverkennbar in der Paͤdagogik. Da der Impuls der Cultur aus dem Realen kam, aus dem aufgeregten Interesse fuͤr die Außenwelt und den Gewinn, der in derselben und fuͤr dieselbe zu machen war; so mußte schon dies auch der Paͤdagogik eine uͤberwiegende Richtung nach Außen geben, die Kenntniß der Außenwelt zur ersten Forderung des Unterrichts erheben, und dagegen die Beschaͤftigung des Lehrlings mit den geistigen Gegenstaͤnden der Innenwelt in Mißcredit bringen. Doch haͤtte sich damit die Forderung der allgemeinen Bildung, welche die Hauptaufgabe der Schule ist, vielleicht noch vereinigen lassen, wiefern durch verbesserte Lehrmethode und angestrengten Fleiß der Lehrer und Schuͤler auch noch fuͤr die neugeforderten Lehrgegenstaͤnde Zeit gewonnen worden waͤre. Da aber die Verfassung des neu geschaffnen Reiches zugleich von allen Seiten die Beduͤrfnisse vermehrt, die Lasten erhoͤht, die Nothwendigkeit schnellen Erwerbes vergroͤßert, und die Unterthanen gezwungen hatte, alle ihre Kraͤfte fuͤr ihre Subsistenz anzustrengen; da zu eben diesem Zwecke auch die Kinder fruͤher zur Arbeit angehalten werden mußten und alles in Amt und Brod zu kommen eilte: da mußte nicht nur die Schulzeit abgekuͤrzt, sondern auch unmittelbar fuͤr Erwerbszweck und Brodwissenschaft verwendet werden; da kamen die Realien zur Tagesordnung in den Schulen, da mußte vor allem andern auf materielle Kenntnisse das Hauptgewicht gelegt, und die Uebung geistiger Lehrgegenstaͤnde hintangesetzt werden. In dieser Stimmung mußte man insbesondre bald auch finden, daß es weit besser in der Welt forthelfe, lebende Sprachen zu verstehen, als jene todten, die als ein todtes Capital ohne Vortheil seyen; und man darf sich kaum noch wundern, daß die Herabwuͤrdigung des Studiums der alten Sprachen bis zu dem Grade zunahm, daß endlich sogar laut und oͤffentlich die Erlernung jener Sprachen fuͤr entbehrlich erklaͤrt wurde, und selbst Maͤnner von Ansehen, die sich der einseitigen Behauptung ernstlich widersetzten, doch nicht verhindern konnten, daß nicht nur die Erlernung der alten Sprachen, sondern das philosophische Studium uͤberhaupt und die Bekanntschaft mit der alten classischen Welt, in den Schulen immer mehr vernachlaͤssiget wurde, und am Ende fast nur noch in einigen Closterschulen — die aber eben deshalb als Muster des Pedantismus galten — ein ganz ungestoͤrtes Asyl fand.
In dieser Gaͤhrung der alten und der neuen Unterrichts-Methode, waͤhrend noch in den Gymnasien bald die eine bald die andere sich im Uebergewicht erhielt, trat mit einemmal das Philanthropin als erster Versuch einer vollstaͤndigen Darstellung der modernen Theorie hervor.
Was lange zuvor schon in einzelnen Schulen im Eizelnen versucht, der alten Lehrart im Stillen untergeschoben, mit den alten Lehrgegenstaͤnden nach und nach vertauscht worden war, ohne großes Aufsehen zu erregen, frappirte gleichwohl jetzt, da die Opposition, als zusammenhangende Theorie in einer Anstalt von ganz neuer Art ausgefuͤhrt, auftrat. Auch war der Beyfall, den das moderne Institut fand, nicht von langer Dauer, und die Erscheinung gieng geschwind genug voruͤber.
Im Ganzen aber taͤuscht auch nur jenes Voruͤbergehende der Erscheinung uͤber den merkwuͤrdigen Gang, den sie genommen. Eigentlich nur der Name des Philanthropins verschwand, das System selbst aber, welches in Verfassung, Beduͤrfniß und herrschender Denkart seine Wurzel hatte, breitete sich selbst nach allen Seiten weiter aus. Wer die Ereignisse schaͤrfer ins Auge faßt, sieht das System des Philanthropinismus, mit Verlaͤugnung des verdaͤchtig gewordnen Namens, nicht nur in eignen Instituten wirklich fortdauern, sondern auch in oͤffentliche und Privat-Erziehungsanstalten mehr und mehr uͤbergehen, und selbst in der paͤdagogischen Schriftstellerei — von dem baͤndereichen Revisionswerk an bis auf die kindischste der zahllosen seitdem emanirten Kinderschriften herab — herrschen.
Denselben Gang, den die teutsche Cultur uͤberhaupt von dem Reiche des großen teutschen Koͤniges aus zu den andern Staaten unsers Vaterlandes nahm, sieht man auch den Philanthropinismus nehmen; und es verdient als eine merkwuͤrdige Erscheinung ausgehoben zu werden, daß jene moderne Erziehungsweise von den Regierungen in dem Maße mehr beguͤnstiget wurde, in welchem sie dem Beispiel des großen Vorbildes getreu, auch die sogenannte Landes-Cultur, naͤmlich Ackerbau, Gewerb- und Kunstfleiß aller Art, vorzugsweise beguͤnstigten.
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Es sind zwei Hauptruͤcksichten, aus denen der Streit der beiden entgegengesetzten Unterrichtssysteme gefaßt werden muß: die eine betrifft den Zweck des Erziehungsunterichts, die andre die Mittel zu diesem Zwecke. In Ansehung beider findet zwischen beiden Systemen eine große Differenz statt, welche hier mit moͤglichster Bestimmtheit dargestellt, jedoch nicht in ihren anstoͤßigen Extremen, in welchen die Widerlegung leicht aber auch nicht befriedigend ist, sondern in einer moͤglichst veredelten Gestalt gezeichnet werden soll.
Um desto leichter die Verschiedenheit beider Systeme uͤbersehen zu koͤnnen, werden die Hauptgrundsaͤtze beider nebeneinander gestellt.
Grundsaͤtze |
Grundsaͤtze |
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I. Ueber den Zweck des Erziehungsunterrichts. |
I. Ueber den Zweck des Erziehungsunterrichts. |
1. Der Erziehungsunterricht hat einen eignen fuͤr sich bestehenden Zweck, allgemeine Bildung des Menschen. |
1. Der Erziehungsunterricht hat keinen eigenen fuͤr sich bestehenden, sondern nur den relative Zweck, Bildung des Menschen fuͤr seine kuͤnftige Bestimmung in der Welt. |
2. Es koͤmmt bei dem Erziehungsunterricht nicht sowohl darauf an, bestimmte Kenntnisse zu sammeln, als vielmehr darauf, den Geist zu uͤben. |
2. Es koͤmmt bei dem Erziehungsunterricht nicht sowohl darauf an, den Geist an und fuͤr sich zu uͤben, als vielmehr darauf, ihn mit der moͤglich groͤßten Masse brauchbarer Kenntnisse auszuruͤsten. |
3. Der Erziehungsunterricht uͤbt den Geist der Lehrlinge, nicht sowohl um ihn zu bestimmten Geschaͤften geschickt zu machen, sondern es ist ihm vielmehr Bildung des Geistes an und fuͤr sich selbst Zweck. |
3. Dem Erziehungsunterricht kann Bildung des Geistes an und fuͤr sich selbst nicht Zweck seyn; sie gilt ihm vielmehr fuͤr etwas zweckloses, sofern nicht dadurch der Geist zu bestimmten Geschaͤften geschickt gemacht werden soll. |
4. Es ist uͤberhaupt in dem Erziehungsunterrichte nicht sowohl darum zu thun, den Lehrling fuͤr diese Welt zu bilden; wozu er in spaͤteren Jahren seines Lebens noch Zeit und Gelegenheit genug findet; als vielmehr fuͤr die hoͤhere Welt des Geistes ihn zu bilden; welche Bildung, wenn er nicht darinn einen festen Grund in seiner Jugend gelegt hat, fuͤr ihn oft ganz verloren ist, da ihm in spaͤtern Jahren das, was er fuͤr seinen Beruf zu lernen und zu thun hat, meistens keine Zeit mehr laͤßt, an jener hoͤhern Bildung des Geistes fuͤr eine andre Welt mit Ernst und Erfolg zu arbeiten. |
4. Es ist zweckwidrig, in dem Erziehungsunterrichte schon den Lehrling zu der hoͤhern Bildung des Geistes fuͤr eine andre Welt fuͤhren zu wollen; wozu er in spaͤtern Jahren seines Lebens erst die erforderliche Reife des Verstandes erlangt: dagegen ist es um so nothwendiger, die Bildung fuͤr diese Welt in Zeiten mit ihm anzufangen; ihn mit Sachen bekannt zu machen, damit nicht die bloß an Worten betriebene Bildung ihn mit der Welt fremd lasse, fuͤr das eigentliche Handeln untauglich mache, und ihn wohl gar auf den Abweg schwaͤrmerischer Ideen und daraus entspringenden unthaͤtigen Lebens verleite. |
Grundsaͤtze |
Grundsaͤtze |
Humanismus. |
Philanthropinismus. |
1. Der Erziehungsunterricht bedarf fuͤr seinen Zweck nicht viele Unterrichtsgegenstaͤnde; wodurch der Lehrling nur zerstreut und an gruͤndlichem Lernen gehindert wird: dafuͤr muß der Lehrling in den wenigeren Unterrichtsgegenstaͤnden bis zur hoͤchsten Stufe der Kenntniß und der Fertigkeit fortgefuͤhrt werden. |
1. Der Erziehungsunterricht kann sich, bei der taͤglich wachsenden Ausdehnung des unermeßlichen Reiches des Wissenswuͤrdigen, nicht mehr darauf beschraͤnken, den Lehrling die ganze Erziehungsperiode hindurch mit einigen wenigen Gegenstaͤnden aufzuhalten, es muß vielmehr darauf gesehen werden, den Kreis der Unterrichsgegenstaͤnden moͤglichst zu erweitern, um dem Kinde schon den moͤglich groͤßten Umfang von Kenntnissen zu verschaffen. |
2. Fuͤr die Uebung des Geistes, wie sie von dem Erziehungsunterricht gefordert werden kann, eignen sich nicht Sachen, sondern Ideen, nicht materielle, sondern geistige Gegenstaͤnde, um den Lehrling des hoͤchsten menschlichen Vorzuges, des Lebens in Ideen oder einer freien Erkenntniß, soviel nur immer moͤglich ist, theilhaftig zu machen, damit er nicht in dem spaͤter folgenden thaͤtigen Leben sich in die Region gemeiner Brodkenntniß ganz verliere. |
2. Fuͤr die Uebung des Geistes, wie sie von dem Erziehungsunterricht geleistet werden soll, eignen sich nicht Ideen, welche streng genommen nur Worte sind, sondern Sachen, nicht geistige Gegenstaͤnde, sondern materielle, damit nicht der Geist durch bloße Beschaͤftigung mit Buchstaben und anschauungsleeren Worten sich in die Region hohler Wortkenntniß verirre und fuͤr das thaͤtige Leben ganz untauglich werde. |
Quelle: Friedrich Immanuel Niethammer, Der Streit des Philanthropinismus und Humanismus in der Theorie des Erziehungs-Unterrichts unsrer Zeit. Jena, 1808, S. 15–22, 75–79. Online verfügbar unter: https://www.deutschestextarchiv.de/book/show/niethammer_philantropinismus_1808
Weiterführende Inhalte
Friedrich Immanuel Niethammer und Werner Hillebrecht, Philanthropinismus, Humanismus: Texte zur Schulreform. Kleine Pädagogische Texte, Bd. 29. Weinheim: J. Beltz, 1968.