Philipp Hainhofer, Bericht über den Eichstätter Garten und die Arbeit am Hortus Eystettensis (1611)
Kurzbeschreibung
Diese kurze Beschreibung des botanischen Gartens im bayerischen Eichstätt wurde von Philipp Hainhofer (1578–1647), einem Kaufmann, Bankier und Kunstsammler in Augsburg, verfasst. Der Garten wurde auf Geheiß des Fürsterzbischofs Johann Conrad von Gemmingen (1561–1612) angelegt, der ihn unterhalb seiner Residenz, dem Schloss Eichstätt, anlegen ließ. Die Nürnberger Botaniker und Apotheker Joachim Camerarius und Basilius Besler wurden mit der Gestaltung und Anlage des Gartens beauftragt, der später im Dreißigjährigen Krieg zerstört wurde. Der Erzbischof beauftragte Besler auch mit der Erstellung eines Kataloges des Gartens, dem Hortus Eystettensis (1613). Besler wurde dabei von mehreren erfahrenen Zeichnern und Kupferstechern unterstützt. Der größte Teil des Textes des Hortus Eystettensis wurde von dem Botaniker Ludwig Jungerman (1572–1653), dem Neffen Camerarius‘, verfasst.
Quelle
[…]
Nach der maalzeit hat man mich für ein stund lang allein gelassen, hernach der Agricola kommen, ein weil mit mir conversirt, nach Ihme der von Werdenstain, der hat mich inn dess herrn bischoffs namen gegrüsst, vnd Ihre frstl. Gn. entschuldiget, dass Sie wegen herab gesunkhener Völlin auf die brust sich nit, wie Sie vermeinet, künden lassen bey disem windigen Wetter inn die gärten tragen, sondern inn der warmen Stuben vnd zu bett bleiben müssen, Sie wöllen sehen, dass sie morgen bey gueter Zeit mir audienz ertheilen.
Interim solle Er vnd Agricola mit den Dienern vnd der Schloss guardia mir aufwarten vnd inn den gärten herumbführen, wie beschehen, da wir dann wol inn acht gärten vmb dass Schloss herumb, welches auf Felsen ligt vnd diser gestochenen delineation etlicher massen gleich sihet, gangen, welche alle vnderschidlich von Ländern, von partimenti, von blumenwerckh, sonderlich von schönen Rosen, Lilien, tolepon, doue che frà tti (tutti) i fiori sicuramente: non vi è piu bello della Rosa, la quale è vaghezza delle piante et virgulti, decoro della terra, occhio degli horti, porpora de’prati, freggio de colli, pompa de giardini: gemma della gioventu, venusta delle mense, ornamento de sepulchri, amica delle muse spirante amore: et in fine gareggiante con l’aurora et ridente continuamente con zephiro,
Vt bona juncta bonis majoris sunt bonitatis,
Lilia juncta rosis ita sunt melioris odoris,
theils mit gemahlten Säälen vnd lust Zimmern gezieret sein, inn deren einem Säälin ein runder ebeno tisch, an dem dass blat vnd der fuess mit silbern gestochenen blumen vnd insectis eingelegt.
Auss dem vndern Schlossgarten seind wir durch den bawhof vnd Schmitten zum Stainbruch gangen, allda wir die felsen, darob dass Schloss stehet, mit pulver sehen sprengen vnd grosse stuckh heraussgewinnen, die man zum baw verarbeitet, wie dann bey 200 Grawbindtner vnd Welschen stettigs daran arbeiten, zwölf mähninen (sic!) pferd die stain den berg aufführen.
Ihr frstl. Gn. wollen dass gantz Schloss vmbkehren, vnd von felsensteinen auf den felsen bauen lassen, an welchem baw man disen Sommer noch vermaint ein Seiten vnder dass tach zu bringen, welches alles mit kupfer wird gedeckht werden, vnd alles vber die 100000 fl. kosten. Man wird auch die gärten alle vmbkehren vnd vmb dass Schloss herumb am berg einander gleich machen, auf der seitten gegen orient ein köstliche Capellen bawen, alle fenster ein 9 werckschuch hoch machen, nichts täfern, vil weniger durch Züg vnd Balckhen darein richten, sonder allein gesümbs, vmb tapezereyen darein zu henckhen.
Vnd beym stainbruch fleüsst ein Wasser für, welches man auch vmb den ganzen Schlossberg herumb gelaitet vnd die Alte mühl heisst, die gibt trefflich guete Forhenen, Höcht, Groppen, gar schöne grosse Krebs.
Inn den Felsenstainen findt man fisch, blätter, Vögel, blumen vnd vil seltzame Ding, so die Natur darinn sehen lesst.
Hernach seind wir inn die Fasshanen gärten gangen, deren 4 vnderschidene, inn dem einen weisse, inn dem andern gesprengte, inn dem dritten vnd vierten Rote fasshanen seind, Item Kranich vnd andere Vögel.
Wie nun die gärten vnderschidlich, so haben sie auch vnderschiedliche gärtner, da keiner dem andern inn seinem eintrag thuet.
Auss den gärten bin ich widerumb inn mein losament beglaitet, ein weil intratenirt, als dann wider gespeiset, vom herrn Bischoff durch einen Cämerling begrüesset vnd ein guete nacht gewünschet worden. Der Silber Cämmerling, der ieder zeit zur collation kommen vnd aufgewartet, mit seinen leüthen alles widerumb hinweg geraumet.
Adj den 18. May haben Ihre frstl. Gn. amm morgenss vmb halbe siben Vhrn den Agricolam wider zu mir geschickht, mir einen glückhlichen morgen wünschen vnd fragen lassen, zue wass für einem getrenckh vnd früestuckh ich lust habe?
Vm siben vhrn, weil ichs nit gewolt, ist der von Werdenstain auch imm Namen Ihr frstl. Gn. kommen, mir einen gueten tag gewünschet, gefragt, wie ich geschlaffen, vnd ob es mir beliebe, zur audienz zu gehen, so wolte Er vnd anders hofgesind mir aufwarten, bin Ich also mit Ihnen inn Ihr Frstl. Gn. Zimmer gangen, deroselben die hand geküsset, vnd weilen Sie noch gestanden, vngefährlich folgendes fürbracht.
Dass Ihrer frstl. Gn. noch werde vnentfallen sein, wass vnlangst der Durchleüchtigst Fürst vnd herr, Herr Wilhelm Pfaltzgraf u.s.w. mein gnedigster Fürst vnd herr an Ihre Frstl. Gn. wegen etlicher Conterfettischen Vögel, blumen vnd andern exoticorum schrifftlich gelangen, vnd wass Ihre Frstl. Gn. Ihrer Frstl. Dhlt. widerumb antwort geben lassen, dass Sie nemlich wol leiden mögen, da es Ihrer Dhlt. belieben wurde, iemanden nacher Eystett abzuordnen, dass demselben dassjenige, so vor der Hand, fürgewisen vnd Ihrer Dhlt. communiciert werde. Wann dann (Ihre frstl. Dhlt.) solches Ihrer Frstl. Gn. guetwilliges anerbietten zu danckhnemmendem wolgefallen aufgenommen, als haben Sie mich mit dem albereit Ihrer Frstl. Gn. vnderthenig vbersendtem Credentz Schreiben zu Ihrer Frstl. Gn. abgeordnet vnd mir gnedigst anbefolhen, deroselben Ihre Freundschaft, nachbarlichen gruess vnd alles liebs vnd guets anzumelden, vnd neben nochmaliger ersuchung vmb die Communication bey deren Ihrer Dhlt. intent Ihrn Frstl. Gn. Ich diss orts weiter eröffnen wurde, zu erwarten, wass Ihrer Frstl. Gn. mir fürweisen zu lassen gelieben werde, dass wöllen höchst ermelte Ihre Frstl. Dhlt. auf begerende gelegenheit mit freündschafft vnd guetem Willen zu erwidern nit vnderlassen.
Darauf Ihre Frstl. Gn. folgende verba formalia geantwortet: Ich erfreüe mich ob dess herren gegenwart vnd sage dem Durchleüchtigsten Fürsten Herzog Wilhelm inn Bayrn meinem gnedigen herrn dienstlich Danckh für den zu entbottenen gruess, vnd guets vertrawen, so Sie zue mir haben, wolte wünschen, dass Ich dassjenige hette, wass etwen Ihre Frstl. Gn. möchten bey mir suchen; Weil Ich aber nichts habe, dass Ihre Gn. nit vorhin, ja schöner vnd besser hetten, vnd darzue dass blumenwerck, welches mein fürnembstes von Conterfetten, an ietzo zu Nürnberg (Allda mich ein Apotheckher, so mir meinen garten helffen aufrichten vnd mit blumen vermehren, darumben gebetten, der es will inn kupfer abstechen, truckhen, mir dedicieren, vnd also seinen Ruhm vnd profitt darmit suchen so muess der herr gleich gedenckhen, er seye dise vergebne spatzier Raiss schuldig gewesen, will jedoch dass jenige wenige, so da wird sein, alles fideliter weisen lassen, vnd wöllen wir ein Weil zuvor mit einander conversieren.
Da dann Ihre Frstl. Gn. wider nider gesessen, sich bedeckht vnd gesagt, Sie könden lenger nit stehen, dann Sie die füess durch auss lenger nit tragen wöllen. Habe also müessen zu Ihrn Frstl. Gn. sitzen, mich auch bedeckhen vnd eine halbe stund lang allein beysamen bleiben.
Die Conversation ware von Ihrer Dhlt. in Bayren, von dero Zustand vnd leben, von Conterfetten vnd sonderlich von blumen Werckh, da mir Ihre Frstl. Gn. sagen, dass der Beseler Apoteckher inn Nürnberg eben mit dem buch inn völliger arbeit seye, dass Ihre Frstl. Gn. es verlegen, wochentlich eine oder zwo Schachteln voll frischer blumen zum abconterfetten hinein schickhen, wie Sie denn inn die fünfhunderterley farben tolopani immer vnderschidlich haben, vnd dises buch inn die 3000 fl. kosten werde.
[…]
Quelle: Philipp Hainhofer, „Bericht über den Eichstätter Garten und die Arbeit am Hortus Eystettensis“ (1611), Zeitschrift des Historischen Vereins für Schwaben und Neuburg, Bd. 8 (1881), S. 24–28. Online verfügbar unter: https://periodika.digitale-sammlungen.de/schwaben/Blatt_bsb00010254,00028.html
Weiterführende Inhalte
Nicolas Barker, Hortus Eystettensis: The Bishop’s Garden and Besler’s Magnificent Book. New York: H.N. Abrams, 1994.
Mara Hofmann und Caroline Zöhl, Hortus Eystettensis. Studien zur Entstehung des Kupferstichwerks und zum Exemplar des Andrea Vendramin. Universität Heidelberg, 2003.