Porträt von Angelo Soliman (ca. 1750)

Kurzbeschreibung

Dieses Schabblatt zeigt Angelo Soliman (ca. 1720/21–1796), einen afrikanischen Sklaven, der am kaiserlichen Hof in Wien lebte. Soliman war Zeit seines Lebens eine respektierte Persönlichkeit in der Wiener Gesellschaft und gehörte der Freimaurerloge „Zur Wahren Eintracht“ an. Obwohl dieses Portrait ihn dementsprechend als elegante, würdevolle Figur darstellt, verweisen bestimmte orientalisierende Elemente wie der Turban und die ägyptische Landschaft auf seinen „exotischen“ afrikanischen Hintergrund. Nach seinem Tod wurde Solimans Körper enthäutet, ausgestopft und im kaiserlichen Hof-Naturalienkabinett als „edler Wilder“ zur Schau gestellt. Hierzu wurde sein Körper mit einem Lendentuch bekleidet und mit einer Federkrone sowie einer Muschelkette ausstaffiert. Schablatt von J.G. Haid nach Gemälde von Johann Neopomuk Steiner, ÖNB, Nationalbibliothek, siehe die vollständige Quellenangabe unten.

Quelle

Zeitgenössische Beschreibung der Angelo Soliman „Ausstellung“ im kaiserlichen königlichen Hof-Naturalienkabinett zu Wien (1868)

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Das vierte Zimmer enthielt blos eine einzige Landschaft, die eine tropische Waldgegend mit Strauchwerk, Wasserpartien und Geröhre darstellte. Hier bemerkte man ein Wasserschwein, einen Tapir, einig Bisamschweine und sehr viele amerikanische Sumpf- und Singvögel in mannigfaltiger Weise gruppiert.

In demselben Zimmer, links vom Ausgange, von welchem man durch einen langen Corridor in die Bibliothek und durch diese wieder auf die Haupttreppe gelangte, befand sich in der Ecke ein mit grüner Ölfarbe angestrichener Glasschrank, dessen Thür, welche die Vorderwand des Schrankes bildete, mit einem Vorhange aus grünem Taffet verkleidet, und der in seinem Inneren hellroth angestrichen war. In diesem Schranke war Angelo Soliman verwahrt, der dem besuchenden Publicum, bevor dasselbe jene Abtheilung verließ, von einem Diener besonders gezeigt wurde. Angelo Soliman war in stehender Stellung mit zurückgerücktem rechten Fuße und vorgestreckter linker Hand dargestellt, mit einem Federgürtel um die Lenden und einer Federkrone auf dem Haupte, die beide aus rothen, weißen und blauen, abwechselnd aneinander gereihten Straußenfedern zusammengesetzt waren. Arme und Beine waren mit einer Schnur weißer Glasperlen geziert und eine breite, aus gelblichweißen Münz-Porcellanschnecken (Cypraea moneta) zierlich geflochtene Halskette hing tief bis an die Brust herab.

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Quelle: Leop. Jos. Fitzinger, Geschichte des kais. kön. Hof-Naturalien-Cabinetes zu Wien. II. Abtheilung. Periode unter Franz II (Franz I. Kaiser von Österreich) bis zu Ende des Jahres 1815. Aus dem LWII. Bde. der kaiserl. Akademie der Wissenschaften. I. Abth. Mai Heft Jahrgang 1868, S. 12–13; abgedruckt in Philipp Blom und Wolfgang Kos, Hrsg., Angelo Soliman. Ein Afrikaner in Wien. Wien: Brandstatter, 2011, S. 116.

Quelle: Porträt des Angelo Soliman, Halbfigur nach rechts, Schablatt (Mezzotinto) von Johann Gottfried Haid nach Gemälde von Johann Neopomuk Steiner. Österreichische Nationalbibliothek. Online verfügbar unter: https://www.europeana.eu/en/item/92062/BibliographicResource_1000126021713

„Angelo Soliman“, Black Central Europe, https://blackcentraleurope.com/sources/1750-1850/angelo-soliman-ca-1750/ (letzter Zugriff: 22. Juli 2020)

„Angelo Soliman“, Die Welt der Habsburger, https://www.habsburger.net/de/kapitel/angelo-soliman (letzter Zugriff: 22. Juli 2020) 

Porträt von Angelo Soliman (ca. 1750), veröffentlicht in: German History Intersections, <https://germanhistory-intersections.org/de/wissen-und-bildung/ghis:image-46> [30.11.2023].