Amerikanisch oder Schwarz? Afroamerikanische GIs in Westdeutschland in der Nachkriegszeit (1950er Jahre)

Kurzbeschreibung

Dieses Foto aus dem Jahr 1952 zeigt fünf uniformierte afroamerikanische Soldaten beim geselligen Beisammensein in der Gaststätte „Zum goldnen Löwen“ im Berliner Stadtteil Lichterfelde. Das Restaurant befand sich in der Nähe der Andrews Barracks in der Finckensteinalle, wo viele amerikanische Truppen stationiert waren. Viele schwarze GIs, vielleicht auch die auf dem Foto abgebildeten, erlebten Deutschland als einen „Hauch von Freiheit“. Das waren die Worte von Colin Powell, dem schwarzen amerikanischen General, der als Nationaler Sicherheitsberater unter Präsident Ronald Reagan und später als Vorsitzender der Joint Chiefs of Staff im ersten Golfkrieg („Desert Storm“) diente. Powell, sohn jamaikanischer Einwanderer in den USA, hatte seine Laufbahn als Offizier 1958 in Westdeutschland begonnen, wo er beobachtete, dass schwarze GIs, vor allem aus den Südstaaten, dort freier leben konnten als in der Heimat. In seiner 1995 erschienenen Autobiografie American Journey [deutsch: Mein Weg] schrieb er: „Sie konnten sich frei bewegen, überall essen und sich verabreden, wo immer sie wollten“. Während dieser Zeit in Deutschland scheint Powell ein verstärktes Gefühl des Amerikanischseins und seines Schwarz-Seins empfunden zu haben, wenn auch nicht immer auf negative Weise. Dass sich all dies vor dem Hintergrund des Kalten Krieges abspielte, fügt eine zusätzliche Ebene der Komplexität hinzu, da die amerikanischen Truppen gleichzeitig eine Besatzungsmacht und die erste Verteidigungslinie in einer möglichen Konfrontation mit der Sowjetunion waren. Laut Powell waren die Deutschen „freundlich, denn wir hielten ihnen ja die roten Horden vom Leib“.

 

Quelle

Quelle: Private postcard, Collection Aitken. Aus der Black Central Europe Website, https://blackcentraleurope.com/sources/1945-1989/5-soldiers-relaxing-in-berlin-1952/

Dieses Werk steht unter der Creative Commons Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 Lizenz.

Robbie Aitken und Eve Rosenhaft, Black Germany: The Making and Unmaking of a Diaspora Community, 1884–1960. Cambridge: Cambridge University Press, 2015.

Maria Höhn, GIs and Fräuleins: The German-American Encounter in 1950s West Germany. Chapel Hill, NC: University of North Carolina Press, 2002.

Katharina Oguntoye, Eine afro-deutsche Geschichte: Zur Lebenssituation von Afrikanern und Afro-Deutschen in Deutschland von 1884 bis 1950. Berlin: Hoho Verlag Christine Hoffmann, 1997.

Amerikanisch oder Schwarz? Afroamerikanische GIs in Westdeutschland in der Nachkriegszeit (1950er Jahre), veröffentlicht in: German History Intersections, <https://germanhistory-intersections.org/de/deutschsein/ghis:image-205> [05.12.2024].