Regional Prestige: Lorenz Berger, Thesaurus Brandenburgicus Selectus (1696)

Ende des 17. Jahrhunderts diente Lorenz Berger (1653–1705), ehemaliger Bibliothekar von Karl Ludwig von der Pfalz, als Bibliothekar von Friedrich I. von Preußen. Zu seinen Aufgaben gehörte die Verwaltung der königlichen Münz- und Kunstsammlungen in Berlin. Bergers Katalog Thesaurus Brandenburgicus Selectus war ein wichtiges Frühwerk der (Vor-) Kunstgeschichte. Er konzentrierte sich auf die klassischen Stücke in den königlichen Sammlungen und trug entscheidend dazu bei, Berlin zu einem Zentrum für klassische Kunst zu machen. Der untenstehende Stich, der ursprünglich auf Seite 25 des Katalogs veröffentlicht wurde, zeigt einige von Bergers Zeitgenossen bei der Betrachtung von Objekten in den Sammlungen. Dieses und andere Bilder in Bergers Werk legen nahe, dass die Menschen allegorische Verbindungen zwischen Objekten und Macht herstellten. Die regionale (d.h. Berlin-Brandenburgische) Identität, die hier konstruiert wurde, basierte eher auf dem Prestige, das mit klassischen antiken Objekten verbunden war, als auf einem Gefühl von Geschichte oder allgemeinem „Deutschsein“. Dieses Bild zeigt auch, wie sich die Sammlungen im Laufe der Frühen Neuzeit immer mehr ausdifferenzierten (nach Herkunft, Chronologie, Stil etc.), eine Tendenz, die umso deutlicher wird, wenn man diese Szene mit Ferrante Imperatos berühmtem Bild von 1599, Dell’Historia Naturale, kontrastiert, das alle Objekte (Bücher, Kunstgegenstände, Pflanzen, Tiere, Mineralien u.a.) in einem einzigen Raum zeigt.