Zeitungsanzeigen über die Verfügbarkeit von Kriegsgefangenen (1915/16)

Kurzbeschreibung

Durch die Mobilisierung von Millionen von Männern für das Heer und die Marine konnte der Bedarf an Arbeitskräften für die Wirtschaft, insbesondere in der Landwirtschaft, nicht mehr ausreichend gedeckt werden. Als Ersatz wurden daher Kriegsgefangene herangezogen.
Kriegsgefangene konnten, soweit sie Mannschafts- und Unteroffiziersgrade besaßen, laut Artikel 6 der Haager Landkriegsordnung von 1907 zur Arbeit gezwungen werden. Der Großteil der Kriegsgefangenen in Deutschland während des Ersten Weltkriegs kam aus Russland, gefolgt von Frankreich, Großbritannien, Rumänien und Italien. Sie wurden zumeist in Kriegsgefangenenlagern untergebracht, später auch in privaten Haushalten einquartiert. Diese drei Anzeigen aus dem Rhein-Lahn Anzeiger, in denen die Verfügbarkeit von Kriegsgefangenen als Arbeitskräfte bekannt gegeben wurde, vermitteln einen Eindruck der Akzeptanz dieser Form von Zwangsarbeit während des Krieges.

Quelle

Heimatliches.

Rastätten, 5. Juli 1915

* — Kriegsgefangene. Heute Nachmittag sind eine Anzahl Kriegsgefangene nach hier gekommen, wovon 23 Gefangene in unserer Stadt Beschäftigung finden und mehrere weiter transportiert wurden, die in den Gemeinden Vogel, Nieder- und Oberwallmenach als Arbeiter in der Landwirtschaft dienen sollen. Im großen und ganzen machten die Gefangenen einen guten Eindruck und sahen auch ebenso gut aus, was man hauptsächlich der guten Behandlung, die ihnen von seiten uns „Barbaren“ zuteil wird, zuschreiben muß. Ob unsere Krieger, die auch in Gefangenschaft geraten sind, ebenso gut aussehen?

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Heimatliches.

Rastätten, 2. August 1915

* — Es wird beabsichtigt, demnächst weitere Kriegsgefangene als Arbeitskräfte nach hier kommen zu lassen. Interessenten, welche noch auf solche reflektieren, werden gebeten, dies umgehend auf dem hiesigen Rathause anzubringen.

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Heimatliches.

Rastätten, 10. Jan. 1916

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* — Kriegsgefangene. In den nächsten Tagen wird die Zahl der hiesigen Kriegsgefangenen-Lager vermehrt. Diejenigen Landwirte aus dem Stadtbezirk Rastätten, welche solche Gefangenen zu Arbeitszwecken wünschen, wollen sich sofort auf dem Bürgermeisteramt melden.

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Quelle: Rhein-Lahn-Anzeiger, 5. Juli 1915; 2. August 1915; 10. Januar 1916

Eine Arbeiterin bei der Herstellung von Granaten im Stahlwerk Osnabrück

Quelle: Stahlwerk Osnabrück. Granatenproduktion. Einwalzen der Führungsringe? 1915. Foto: Alois Wurm. Provenienz/Rechte: Museum Industriekultur Osnabrück.

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Zeitungsanzeigen über die Verfügbarkeit von Kriegsgefangenen (1915/16), veröffentlicht in: German History Intersections, <https://germanhistory-intersections.org/de/migration/ghis:document-67> [01.12.2023].