Aufstand der Hereros in Deutsch-Südwestafrika (1904)

Diese zeitgenössische Lithografie gibt ein Beispiel für die deutsche Propaganda während der Niederschlagung des Herero-Aufstandes 1904. Der Bildtext lautet: „Deutsch-Südwestafrika, liegt zwischen Oranjefluß und Kunene, umfaßt 830 690 Quadratkilometer mit etwa 200 000 Einwohner, worunter 3000 Deutsche. Die Hereros sind ein den Kaffern verwandter Bantustamm; sie sind starke aber nicht gewandte Leute. Dieselben, sonst friedliebend, haben sich anfangs Februar in Waffen empört und schon eine große Anzahl Ansiedelungen zerstört, deren Bewohner großen Teils heldenmütig kämpfend gefallen sind oder grausam ermordet wurden; zur Unterdrückung des Aufstandes sind zahlreiche Truppen im Felde, welche indessen hartnäckigem Widerstand begegnen. Unser Bild stellt den Ueberfall von Hereros auf eine Abteilung Deutscher Schutztruppe vor und läßt die wilde und eigenartige Kampfesweise dieser blutdürstigen Horden gut erkennen, welche aber der überlegenen Bewaffnung und mustergiltigen Disziplin der deutschen Truppen natürlich nicht standhalten können.“
Die Herero stellten zahlenmäßig die größte ethnische Gruppe in der Kolonie Deutsch-Südwestafrika (das heutige Namibia) dar. Sie lebten traditionell von der Viehzucht und sahen sich durch die deutsche Kolonialpolitik der Ausgrenzung und territorialen Verdrängung in ihrer Existenzgrundlage bedroht. 1904 eskalierten die Auseinandersetzungen zum Herero-Krieg, der von den deutschen Truppen unter Lothar von Trotha rücksichtlos als Vernichtungskrieg geführt wurde und tausende Herero (einschließlich Frauen und Kinder) das Leben kostete. Nach langer öffentlicher Debatte erkennt die Bundesregierung heute an, dass die Kriegführung gegen die Herero einen Völkermord darstellte.