Heinrich Zimmermann, Reise um die Welt mit Capitain Cook (1781)

Kurzbeschreibung

Heinrich Zimmermann (1741–1805) war einer der wenigen Deutschen, die an James Cooks Entdeckungsreisen teilnahmen. Als Matrose auf der dritten Reise (1776 bis 1779) führte er ein Tagebuch, das später die Grundlage für seinen Bericht Reise um die Welt wurde. Obwohl die Matrosen auf Cooks Reisen ihre Tagebücher bei der Rückkehr der Admiralität übergeben sollten, gelang es Zimmermann, seine Aufzeichnungen zu verbergen und sie anschließend zu veröffentlichen. Im Vorwort zu Reise um die Welt rechtfertigt Zimmermann seine unbefugte Veröffentlichung damit, dass er sein schriftstellerisches Talent herunterspielt und sich für seine Schreibfehler entschuldigt. Nach seiner Reise und der erfolgreichen Veröffentlichung seines Reiseberichts wurde Zimmermann eingeladen, eine von der österreichischen Regierung geförderte Expedition zu leiten, um die Möglichkeiten des Pelzhandels an der Nordwestküste Nordamerikas zu erkunden; außerdem diente er als Schiffsführer auf mehreren Reisen der österreichischen Ostindienkompanie.

Quelle

Vorrede.

Lange dachte ich darüber nach, ob es nicht Verbrechen seye, die Bemerkungen, die ich mir auf unserer Seereise gesammelt habe, bekannt zu machen. Da fiel mir ein, daß es Pflicht bei dem Schiffsvolk wäre, seine Papiere auszuliefern; daß Grosbrittannien, welches mit schweren Kösten, die neue Entdeckungen zu machen und zu unterstützen suche, ein Recht darauf habe, allein die Beobachtungen seiner Seefahrer der Welt mitzutheilen; daß es uns dafür bezahlte, und daß wir eben deswegen gedungen waren, nur für England zu bemerken.

Ich habe auf das alles nur einige kurze Antworten zu geben, und die Gründe vorzulegen, die mich gleichwohlen bewogen haben meine Beobachtungen nieder zu schreiben.

Sollte diese unvollständige Beschreibung, die aus der Feder eines Matrosen gestossen ist, jemals in eine Vergleichung mit der gesetzet werden können, die in England erscheinen wird? Und kann sie ihr Abbruch thun? Habe ich nicht allein zu fürchten, daß man meine Beschreibung verwerfen, sie zurücklassen, nicht kaufen werde, um die vollständigere und richtigere Jener, die mehr, als ich, sehen konnten und musten, abzuwarten? Also wäre der Schade für mich allein.

Sollte es der Neuheit der künftig mitzutheilenden englischen Observationen schaden? Nun so kann ich versichern, daß noch manches Neues, manches von mir nicht gesagtes, nicht einmal gedachtes in jenen enthalten seyn wird. Und das wird immer weit wichtiger, immer neu bleiben.

Ists denn aber nicht auch etwas Neues, etwas das man von England nicht erwarten wird, wenn ein Matros seine Art die Sachen anzustaunen dem Publikum vorleget? Ists nicht ein ganz anderer Weg, den dieser gehet? Und kann der Weg den andern kreuzen, den nur erfahrne Beobachter gehen können?

Hatte ich denn mein Gedächtnis verkauft? Und, wenn mir dieses von dem, was ich gesehen habe, eine Erinnerung bringet, warum dürfte ich das nicht auf meine Art erzählen, dürfte es nicht vielen erzählen, dürfte es nicht aufschreiben und dann drucken lassen? Ists doch einem andern Reisenden nicht möglich alles zu vergessen, was er gesehen hat, und niemalen davon zu reden, oder zu schreiben.

So dachte ich, und das verbunden mit dem Rath mehrerer Freunde, ward Ueberzeugung und Ursach, daß ich nun drucken lasse.

Ich meine bei redlichen und bei den Engländern selbst, deren Freundschaft ich um alles nicht verscherzen möchte, über solche Vorwürfe dadurch entschuldiget zu seyn. Und dann habe ich noch ein Wort über die bei neuen und weniger bekannten Nahmen eingeschlichene Schreibfehler beizusetzen.

Meine Erziehung hatte mir das nicht gegeben, daß ich diesem nachspähen, oder in Büchern mich deshalben Raths erholen konnte; und daher die Fehler. Wäre die Sache selbst nicht so wichtig, daß sie an sich alle Aufmerksamkeit verdient, dann hätte ich Unrecht mein Werk mit so wenigen Vorbereitungen in die Welt zu schicken; so aber mag es Nachsicht bei Billigdenkenden erhalten, und zu dieser empfehle ich mich ihnen.

Quelle: Heinrich Zimmermann, Reise um die Welt, mit Capitain Cook. Mannheim: E. F. Schwan, 1781, Vorrede (o.S.). Online verfügbar unter: https://archive.org/details/cihm_44926

Robert J. King, „Heinrich Zimmermann and the Proposed Voyage of the KKS Cobenzell to the North West Coast in 1782–1783“, The Northern Mariner/Le Marin du Nord 21, Nr.3 (2011), S. 235–62.

Noel Macainsh, „Sailor to Captain Cook: Some Notes on Heinrich Zimmermann and his Background, with a Portrait“, Journal of the Royal Australian Historical Society, Bd. 64, Nr. 1 (1978), S. 32–39.

Heinrich Zimmermann, Reise um die Welt mit Capitain Cook (1781), veröffentlicht in: German History Intersections, <https://germanhistory-intersections.org/de/wissen-und-bildung/ghis:document-166> [05.12.2024].