Karl Wilhelm Dassdorf, Beschreibung der vorzüglichsten Merkwürdigkeiten der Churfürstlichen Residenzstadt Dresden und einiger umliegenden Gegenden (1782)

Kurzbeschreibung

In seiner Beschreibung Dresdens und seiner Umgebung berichtet Karl Wilhelm Dassdorf über einen angesehenen Bewohner der Region: den Bauern-Astronomen Johann Georg Palitzsch (1723–1788), der in der Nähe von Prohlis, einem heutigen Stadtteil von Dresden, lebte. Berühmt wurde Palitzsch durch seine Beobachtung des Halleyschen Kometen 1758.

Dassdorf schildert, dass Palitzsch seine Kenntnisse der Astronomie durch empirische Beobachtung, Lektüre und Austausch („Umgang“) erworben hatte. Laut Dassdorf hatte er einen kleinen botanischen Garten mit exotischen Pflanzen angelegt, die er nach dem Linnaeischen Klassifikationssystem identifizierte. Darüber hinaus besaß der Bauer viele nützliche mathematische Instrumente, eine kleine Bibliothek und eine ausgezeichnete naturkundliche Sammlung. Palitzsch war sowohl bei Prinz Heinrich von Preußen als auch Prinz Leopold von Braunschweig bekannt, die ihm beide Geschenke machten, und er genoss ebenfalls die Wertschätzung des Kurfürsten August von Sachsen (1526–1586). Dassdorf betont, dass Palitzsch trotz seines Wissens, seiner Weisheit und seines Rufes ein fleißiger und bescheidener Bauer blieb, der seine Pflichten nie vernachlässigte.

Quelle

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Ohnweit von diesem angenehmen Rittersitze, etwas mehr nach Dresden zu, liegt ein kleines Dorf Prohlis, das wegen des berhmten Landmanns Palizsch, der darinnen ein Bauergut hat, eine kleine Erwhnung verdient. Dieser wrdige Landmann verbindet mit der edlen Simplicitt seiner Sitten und der natrlichen Anmuth seines Umgangs viel ntzliche astronomische und physikalische Kenntnisse, die er sich durch vieljhrige Beobachtung, durch Lektre und Umgang erworben hat. Er hat neben seinen Baum- und Grasgarten ein kleines botanisches Grtgen, voll auslndischer Gewchse, deren Namen er nach dem Linnischen System sehr gut inne hat. Auch besitzt er viel ntzliche mathematische Instrumente, eine hbsche Bibliothek, und eine artige Naturalien-Sammlung. Se. Knigl. Hoheit der Prinz Heinrich von Preußen beschenkte ihn im leztern Kriege mit einem schnen Tubus und dem großen Linnischen Werk, und Se. Durchl. der Prinz Leopold von Braunschweig mit einem vortreflichen Dollond und der großen Bffonschen Naturgeschichte. Beyde liebenswrdige Prinzen, die als aufgeklrte Helden und Menschenfreunde eine so allgemeine Verehrung verdienen, und deren auch mir bewiesene und noch fortdauernde Huld mir unvergeßlich bleiben wird, bezeigten ihm viel herablassendes Wohlwollen. Auch genießt er das unschzbare Glck, von unserm Besten und Durchlauchtigsten Churfrsten persnlich gekannt und mit seinem huldreichen Beyfall beehrt zu seyn. Einer der grsten Vorzge dieses Mannes aber ist ohnstreidig dieser, daß er bey seinen mannichfaltigen Kenntnissen, die er noch tglich zu vermehren sucht, die Pflichten desjenigen Wirkungskreises, in welchen ihn die Vorsehung gestellt, nie vergißt, daß er vielmehr einer der arbeitsamsten und thtigsten Landleute ist, der durch seinen konomischen Eifer alle seine Nachbarn aufmuntert, und seine Shne ganz den Beschftigungen des Landlebens widmet, dessen Glckseligkeit er so ganz und innig empfindet. Dabey hat er ein redliches, allen Eindrcken der Religion, der Freundschaft und Menschenliebe ofnes und sehr mittheilendes Herz. Er ist einer meiner werthesten und vertrautesten Freunde, den ich wegen der Unverdorbenheit seines Charakters, und wegen seiner edlen Wißbegierde aufrichtig liebe und schtze; und nur dieses verhindert mich, mehr zum Lobe eines Mannes zu sagen, der immer verdient von denjenigen beobachtenden Reisenden gekannt zu werden, die nicht blos schne Gemhlde und reizende Gegenden, sondern auch gute und schtzbare Menschen aufsuchen.

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Quelle: Karl Wilhelm Dassdorf, Beschreibung der vorzüglichsten Merkwürdigkeiten der Churfürstlichen Residenzstadt Dresden und einiger umliegenden Gegenden. Dresden: Walther, 1782, S. 779–81. Online verfügbar unter: http://data.onb.ac.at/rep/103132E9

Alfred Teucher, Sächsische Bauernastronomen: Arnold, Gärtner, Palitzsch. Dresden: Verlag Heimatwerk Sachsen, 1938.

Karl Wilhelm Dassdorf, Beschreibung der vorzüglichsten Merkwürdigkeiten der Churfürstlichen Residenzstadt Dresden und einiger umliegenden Gegenden (1782), veröffentlicht in: German History Intersections, <https://germanhistory-intersections.org/de/wissen-und-bildung/ghis:document-196> [05.12.2024].