Aus großer Zeit (1913)

Kurzbeschreibung

Im Kaiserreich diente die Erinnerung an den Sieg über Napoleon 1813 dazu, die antinapoleonischen Kriege als „Befreiungskriege“ und letztlich als Ursprung einer kämpferisch herbeigeführten deutschen Nation zu erinnern. Vor allem 1913 gab es einen regelrechten Erinnerungsmarathon. Alle neuen Medien wurden eingesetzt, um den Kampf des „deutschen Mannes“ für das „deutsche Vaterland“ zu inszenieren.

Quelle

Transkription
Audio „Aus großer Zeit“ (1913)

[...] Kreise gedenken 1913 in nationalen Feiern des Sieges über Napoleon vor hundert Jahren.

[Musik: Marseillaise]

Die Schmach von Jena hatte Preußen nicht vergessen. // Napoleon nannte stolz sich Herr der Welt. // Des Korsen Übermut war unermessen, // ein Schrei nach Rache durch Europa gellt. // In Breslau sammelt sich um Lützow die Blüte deutscher Jugendkraft. // Die wilde Schar der schwarzen Jäger dem Franzmann hart zu schaffen macht. //

[Gesang]

Begeistert schlugen alle Herzen als an mein Volk der König schrieb. // Und Männer, Greise, ja selbst Knaben es unter Preußens Fahnen trieb // und laut der Dichter Körner sang, // dass es durch Deutschlands Gauen klang: // „Das Volk steht auf, der Sturm bricht los; // Wer legt noch die Hände feig‘ in den Schoß? // Pfui über dich Buben hinter dem Ofen, unter den Schranzen und unter den Zofen! // Bist doch ein ehrlos erbärmlicher Wicht; // ein deutsches Mädchen küsst dich nicht, // ein deutsches Lied erfreut dich nicht, und deutscher Wein erquickt dich nicht. // Stoßt mit an, Mann für Mann // wer den Flamberg schwingen kann!“ [Theodor Körner, „Männer und Buben“, in Leyer und Schwerdt (Berlin, 1814), S. 78.]

Und der Geschichte ehrner Griffel der tapferen Führer Namen kennt: // Yorck, Scharnhorst, Gneisenau und Blücher, die heut’ man noch mit Ehrfurcht nennt. //

Ernst Moritz Arndt sang voller Schwung sein Lied. // Da jubelt Alt und Jung.

[Vaterlandslied von Ernst Moritz Arndt, vertont von Albert Methfessel, instrumental und gesungen:] Der Gott, der Eisen wachsen ließ // der wollte keine Knechte, // drum gab er Säbel, Schwert und Spieß // dem Mann in seine Rechte; // drum gab er ihm den kühnen Mut, // den Zorn der freien Rede, // dass er bestände bis aufs Blut, // bis in den Tod die Fehde.

Die Landwehr wurde nun begründet, Familienväter, ernst und schlicht, // sie ließen Weib und Kind zuhause fürs Vaterland; // es hieß Mannespflicht. // Bei Großbeeren da schlugen sie auf den Feind mit dem Kolben drein wie’s Donnerwetter // „He“, rief der Blücher, „warum schießt ihr nicht?“ // Zur Antwort klang, „das flutscht so besser!“ // Bei Gadebusch sang Körner im Biwak ahnungsschwang‘ sechs Stund‘ vor seinem Tode den eignen Schwanensang.

[Gesang]

Am 18. Oktober ward eine Schlacht geschlagen // wovon man noch wird sagen in spät  [unverständlich] Zeit // bei Leipzig an der Pleiße // da drängten sich im Schweiße und Blute Männer heiße // in arbeitsvollem Streit. // Was zieht da für schreckliches Sausen // wie Pfeifen durch stürmend Seen // [unverständlich] das Herz recht vor Grausen // als sollte die Welt vergehn. // Die Truppen kommen geschritten // die Trommeln wirbeln voran // die Fahnen in ihrer Mitten // wehn über den grünen Plan. // „Vorwärts, vorwärts!“ rief der Blücher // Preußens bester Degen // und auf schlüpfrig blut’gen Wegen // ritt der alte Held so sicher. //

[Gesang] Fanfare

Von Leipzig tönt herüber // der Schlachten Hornsignal // Napoleon blickt so finster // es bebt manch General // die sieggewohnten Truppen // die jubeln ihm nicht zu // es weht durchs ganze Lager // fast eisige Grabesruh‘. // Napoleon reitet zum Hügel // sein Schimmel wiehert bang // und grauenvolle Stille herrscht nun sekundenlang. // Ahnungsgrau und todesmutig // bricht der große Morgen an // und die Sonne, kalt und blutig // leuchtet auf den grünen Plan. // In der nächsten Stunden Schoße // liegt das Schicksal einer Welt // und es zittern schon die Lose // und der ehrne Würfel fällt. //

[Gesang]

Es [unverständlich] sich ein Bild des Grausens // es fällt den Hunderttausend // sich über Hunderttausend [unverständlich] // der Tod brach ohne schonen // mit Schwerverwundkanonen // Vieh und Männer [unverständlich] // und flog von Ort zu Ort. // Es floh der Bonaparte im Lauf und nicht im Gange // und mit Kartaunenklange scholl nach ihm hinterdrein // den Rheinbund un die Preußen hat dieser Sieg vereint. // Napoleon war gerichtet, vernichtet war der Feind. Lasst Siegeslieder tönen der Freiheit holden Weg, // wenn deutsch zum deutschen Manne nun fest zusammensteht. // Sollt‘ je ein Feind sich nahn dem deutschen Vaterland, // dann soll er sicher spüren der Deutschen starke Hand. // Deutsch unsere Herzen, deutsch unser Rhein, // deutsch unser Singen, drum stimmet mit ein:

[instrumental und gesungen:] Deutschland, Deutschland über alles, über alles in der Welt.

Quelle: Aus großer Zeit, 1913, Archivnummer 1731300, Stiftung Deutsches Rundfunkarchiv.

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Aus großer Zeit (1913), veröffentlicht in: German History Intersections, <https://germanhistory-intersections.org/de/deutschsein/ghis:audio-7> [13.12.2024].