Das „Heilige Römische Reich deutscher Nation“

Einführung

Deutschland als Staat im modernen Sinne mit nationalstaatlichen Grenzen und Institutionen gab es in der Frühen Neuzeit nicht. Das „Heilige Römische Reich deutscher Nation“ (auch „Altes Reich” genannt) war ein sehr lockeres politisches Gebilde, das nicht nur zersplittert war, sondern auch weltliche wie geistliche Territorien umfasste. An der Spitze dieses Reichsverbandes stand ein Kaiser, die Machtbefugnisse waren allerdings an verschiedene Landesherren verteilt.

Erst ab dem 14. Jahrhundert wurde dieses Territorium und politische Gefüge als „deutsch“ identifiziert, indem das „Heilige Römische Reich“ zum „Heiligen Römischer Reich deutscher Nation“ wurde. Die ausdifferenzierte politische Ordnung und territoriale Zersplitterung des „Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation“ forderte spezifische Ordnungssysteme, Symbole und Abbildungen, die sich von denen anderer Länder unterschieden.

Die ersten vier Quellen geben Beispiele dafür, wie die politische Struktur im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation abgebildet wurde. Es wird auch deutlich, dass das „Reich“ dabei als „deutsch“ wahrgenommen und dargestellt werden konnte, aber nicht zwingend damit konnotiert sein musste. Dass das Heilige Römische Reich deutscher Nation und seine verfassungsrechtliche Struktur zeitgenössisch nicht unumstritten war, zeigen die letzten beiden Quellen: nämlich die Kritik des Rechtsgelehrten Samuel Pufendorf (1632–1694) von 1667 und die spöttische Karikatur auf den Untergang des „Reiches“ (1805).

Inhalt

  1. Deutschland, aber wo liegt es? – frühneuzeitliche Karten und Vorstellungen von Deutschland und der Welt >