August Julius Langbehn, Rembrandt als Erzieher: „Deutsch vs. Jüdisch“ (1890)

Kurzbeschreibung

Julius Langbehn (1851–1907) war Schriftsteller und Philosoph, sein Buch Rembrandt als Erzieher von 1890 ein Bestseller. In dem anonym veröffentlichten Buch („Von einem Deutschen”) kritisierte Langbehn Demokratisierung als Verflachung und Zerstörung der Nation und forcierte die Definition von Deutschsein als nichtjüdisch. Der Autor ließ nur die Juden als „gute Juden“ zu, die sich nicht als Deutsche ausgeben, sondern ihre Differenz zu „Deutschen“ betonen würden. Verstanden jüdische Deutsche sich aber als Deutsche, dann attackierte Langbehn sie scharf.

Quelle

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Die heute so vielfach erörterte Judenfrage fällt unter diesen Gesichtspunkt. In Händels Oratorien hat sich echt alttestamentlicher Charakter zu echt deutschem Charakter verklärt; starker menschlicher Geist lebt in ihnen; und sanfter göttlicher Geist spricht aus ihnen. Das ist Polarität. Die heimische Seele bedarf des leisen Anstoßes aus der Fremde; er trübt sie aber er trübt sie göttlich; denn er trübt sie zur Zeugung, zum Schaffen, zum höheren Leben. Zweifellos hat Luther von dem Psalmisten viel gelernt; und zweifellos ist Goethe von Spinoza so wie Dieser von den Holländern stark befruchtet worden: so sollten vornehme Juden und vornehme Deutsche einander befruchten. Aber in der großen Masse der modernen, d. h. plebejischen Juden gibt es weder Spinoza‘s noch Psalmisten; sie haben ihre eigene Individualität geopfert und keine höhere dafür wiedergewonnen; sie sind Renegaten geworden. Deutschland wird sich ihrer also nach Kräften zu erwehren haben; sie sind Gift für uns; und müssen als solches behandelt werden. Den jetzigen Juden selbst gelten die portugiesischen Juden als ihr Adel und die polnischen Juden als ihr Pöbel; von jenen hat Deutschland sehr wenige, von diesen aber sehr viele bekommen. Die altjüdische Einrichtung des Jubeljahrs beruht auf einer wahrhaft erhabenen Idee; diese löst, in ihrer Art, die soziale Frage; indeß stehen von einer solchen Idee die heutigen Durchschnittsjuden weltweit ab. Sie halten das Gesetz nicht mehr! Ihre Ausbeutungsgier ist grenzenlos; sie gehen krumme Wege; und ihre Moral ist nicht unsere. Sie würdigen Kunst wie Wissenschaft herab. Sie sind demokratisch gesinnt; es zieht sie gern zum Pöbel; sie sympathisieren überall mit der Fäulniß. Es könnte sonach wohl sein, da sie freiwillig das Jubeljahr nicht mehr halten, daß ihnen zwangsweise einmal ein Elendsjahr bereitet wird; denn alle Sünden rächen sich; und viele Zeichen deuten darauf hin, daß ein Ereignis dieser Art dem jetzigen Judenthum bevorsteht. Der Deutsche, der so oft das gute Judenthum anerkannt hat, wird alsdann auch das niederträchtige Judenthum zu strafen wissen. Er ist, wenn er sich auf sich selbst besinnt, unerbittlich im Lieben wie im Hassen.

In diese jetzt schwebende Judenfrage wird ein etwa kommender „heimlicher Kaiser“ thätig eingreifen müssen; er wird sein Szepter zu neigen und die Schafe von den Böcken zu sondern haben; denn ein Herrscher soll vor Allem gerecht sein. Gerecht aber ist es, für das Edle und gegen das Gemeine einzutreten; dem Edlen wie Gemeinen gleiche Rechte einzuräumen ist eine Scheingerechtigkeit; es ist nur eine Gerechtigkeit von Teufels Gnaden. Es ist keine deutsche Gerechtigkeit. Wer ein rechter Israelit ohne Falsch ist, wie die Bibel sagt, der wird sicherlich jenem künftigen Richter und Führer willkommen sein; willkommen als ein ehrlicher und vielleicht auch geistvoller Fremdling; von den „gefälschten“ Juden, die zugleich Deutsche sein wollen, gilt dies nicht. Denn ehrlich und ehrenhaft ist nur Der, welcher sich selbst treu bleibt. Echten Juden können sich echte Deutsche recht wohl befreunden; auch solchen, die sich wie Spinoza, Rahel, Börne nur ein edles, abstraktes Judenthum bewahrt haben; aber gegen alle unechten Juden werden alle echten Deutschen stets zusammenstehen. Eben jene sind die gens sceleratissima Judaeorum – das ganz verruchte Judenvolk – von dem schon Tacitus spricht, von dem sich einst Jesaias schied; und von dem sich die edlen Geister stets scheiden werden. Ein allerliebstes Bild Schwind‘s in der Schack‘schen Gallerie zu München stellt den kirchenbauenden heiligen Wolfgang dar, wie ihm der Teufel auf einem Schubkarren Steine zuführen muß, dienend und doch widerstrebend; so verhält sich das moderne Judenthum zu dem echten Deutschthum; Volkssage und Kunst sind hier wie so oft prophetisch gewesen. Und ein anderer heiliger Wolfgang – von Goethe – wenn er jetzt noch lebte, würde diese Auffassung theilen; ihm würde das heutige skribelnde Judenthum in Börse und Literatur ekelerregend sein; er hat Nichts mit ihnen und sie haben nichts mit ihm gemein. Gerade manchen Vorkommnissen der Gegenwart gegenüber scheint es nöthig, dies hervorzuheben; jüdische Charakterlosigkeit möchte sich unter den Mantel Goethe‘scher Humanität flüchten; aber man wird sie auch dort aufzuscheuchen wissen. „Denn es ist kein Bund zu machen zwischen den Söhnen des Lichts und der Finsterniß.“ []

Quelle: Rembrandt als Erzieher. Von einem Deutschen [August Julius Langbehn]. Leipzig: Hirschfeld, 1890, S. 284–85. Online verfügbar unter: https://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:hbz:466:1-8943

August Julius Langbehn, Rembrandt als Erzieher: „Deutsch vs. Jüdisch“ (1890), veröffentlicht in: German History Intersections, <https://germanhistory-intersections.org/de/deutschsein/ghis:document-225> [30.11.2023].