Rechtliche Gleichstellung, sozialer Aufstieg, deutsche Kultur, das waren entscheidende Stichworte für die Geschichte jüdischer Deutscher im 19. Jahrhundert. Mit Blick auf die Kultur wird besonders deutlich, dass es weniger um Integration oder Anpassung ging als um einen gemeinsamen Prozess. Denn jüdische Deutsche prägten und schufen ihrerseits die deutsche Kultur des 19. Jahrhunderts. Zugleich passten sie manche religiösen Traditionen des Judentums den herrschenden ästhetischen Normen an. Doch verschärfte sich die Abwehr ihnen gegenüber gerade dann, wenn keine Unterschiede mehr festzustellen waren. Während prächtige Synagogen Zugehörigkeit materiell dokumentierten und das deutschjüdische Milieu höhere Bildung auch Frauen zu ermöglichen begann, behaupteten Bestseller einen angeblichen Unterschied zwischen Juden und Deutschen. Materielle Artefakte lancierten antijüdische Stereotype und machten Bilder jüdischer Auswanderung nach Palästina alltäglich.