Der Teutschen Geseuffe: Bartholomäus Ringwaldt (1585)

Kurzbeschreibung

Bartholomäus Ringwaldt (1532–ca. 1599) war protestantischer Pfarrer und Dichter. Als solcher verfasste er verschiedene Lehrgedichte und geistliche Lieder. In dem vorliegenden Gedicht beklagt er sich über den übermäßigen Alkoholkonsum, der sich in Deutschland durch alle Stände ziehe. Dieses Laster bzw. diese Sünde sei das Unglück der deutschen Nation.

Quelle

Klage vber der Teutschen Geseuffe (1585)

Ach wenn die teutschen Knecht vnnd Herrn
Nicht leider so versoffen wern,
So wer kein schöner Nation,
Vnter des weiten Himmels Thron.

Aber das sauffen macht sie gar,
Zu Narren, das sie Gott bewar,
Das sie nicht können jhre Krafft,
Nach angeborner Eigenschafft,
Beweisen, noch mit jhrem Degn,
(Als wol vor zeiten) Ehr einlegn.

Sondern das sauffen (wie man hört)
Sie offt im Kopffe so bethört,
Das sie einander selber schwechn,
Verlehmen vnd zu tode stechn.
Vnd weil das sauffen (wie jhr wist)
Ein Mutter aller Laster ist,
Daraus viel Hertzenleid entspringt,
Wie die Erfahrung mit sich bringt.
Als rath ich einem jederman,
Von solchen Sünden abzulan,
Eh dann jhm eins in voller weiß,
Der Teuffel einen possen reiß.

Quelle: Bartholomäus Ringwaldt, Klage vber der Teutschen Geseuffe (1585); abgedruckt in Heinz Ludwig Arnold, Hrsg., Deutsche über die Deutschen. Auch ein deutsches Lesebuch. München: C. H. Beck, 1972, S. 23–25. Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung des Verlags C. H. Beck.

Der Teutschen Geseuffe: Bartholomäus Ringwaldt (1585), veröffentlicht in: German History Intersections, <https://germanhistory-intersections.org/de/deutschsein/ghis:document-264> [07.12.2024].