Deutsche Bergleute im Ausland: Elias Hessen, Ost-Indische Reise-Beschreibung (1680)

Kurzbeschreibung

Elias Hessen, ein deutscher Bergmann, berichtete über seine Reise mit der Niederländischen Ostindien-Kompanie nach Sumatra. Er beschreibt, wie er und eine Reihe anderer deutscher Bergleute mit unterschiedlichen Fachkenntnissen nach Amsterdam reisten, um sich für diese Arbeit zu verpflichten.

Quelle

Ost-Indische Reise-Beschreibung
Erster Theil.

Abreise aus Sachsen in Holland. Der Stadt Amsterdam kurze Beschreibung / und der Ost-Indischen Compagnie grosse Macht.

[]

[1680. Sept.] [] Die Ost-Indische ist zu solcher Hoheit und Macht gestiegen / daß sie vor sich gleichsam eine Republick machet / und bereits mehr Meilen / als gantz Holland Ruthen Landes in sich begreifft / unter ihre Beherrschung gebracht hat. Gewiß ist / daß gleichwie der König in Hispanien den grösten Theil von West-Indien im Besitz hat / und auch noch den Uberrest prætendiret: also hat auch die Holland Ost-Indische Compagnie unter allen andern Europäischen Nationen den grösten Theil von Ost-Indien in ihrer Gewalt / machet sich auch noch jährlich vieler Orientalischen Königreiche Meister. Ein gantz neu Exempel haben wir an dem König von Bantam in der Straat de la Sunda / auff dem Eyland Java major / dessen Residentz / sie / die Holländer / aus darzu gegebenen Anleitungen mit stürmender Hand eingenommen / den alten König bey meiner Zeit hefftig verfolget / welcher letzlich auff gegebene Versicherung seines Lebens / sich an die Compagnie ergeben hat / darvon drunten ein mehrers soll gesaget werden. Gedachte Compagnie hält zu ihrem Dienste / nebens einer grossen Anzahl Schiffe (gleich man davor hält) über 15000 Soldaten / und glaubet man / daß sie ordinarie mehr / als 80000 Mann besolden. Zu deren Diensten nun wurden wir allhier auch / und ich als Berg-Schreiber / angenommen / leisteten auff dem Ost-Indischen Hauß den 4. Sept. denen Herren Bewindhabern den Eyd der Treue / darbey wir von dem Buchhalter eingeschrieben wurden / und bekamen / wie bräuchlich / ieder drey Monat gage voraus auff die Hand. Bey unserm hiesigen Stille-liegen habe mit grosser Verwunderung und Erbarmniß sehen müssen / wie daß diejenigen / welche sonst ihre Kost nicht gewinnen können / sich gedrungen / für Soldaten und Matrosen in Dienst der Ost-Indischen Compagnie zukommen; welches die meisten / Armuths halben durch Anführung der hiesigen und so genandten Seel-verkauffer erlangen müssen / [] Auff solche Kauffmannschafft nun / verstehen sich auch hiesige Frauen sehr wohl / welches ich aus eigener Erfahrung habe / alldieweiln die Herren Bewindhabere auff des Berg-Hauptmanns Ersuchen sich resolvirt / noch einige Hoch-Teutsche / zu Bewerckung ihres in Ost-Indien habenden Bergwercks anzunehmen / darzu die ledig- und ausser Dienste lauffenden Soldaten / und andere Personen mehr / derer Gedancken nach Indien stunden / sich nicht wenig angelegen seyn liesen / in dergleichen Dienste zu kommen. Die meisten derselben waren mit gedachten Frauen auff dem Ost-Indischen Hause bemühet / allwo sie zu solchem Ende denen Herren Bewindhabern ihre Dienste præsentirten / welche sie aber alle an den Herrn Berg-Hauptmann verwiesen / auff dessen Ordre ich eine Liste von solchen freywilligen Ost-Indien-Fahrern verfertigte / und solche nachgehends denen Herren Bewindhabern einhändigte / darbey ich mit Warheit sagen kan / daß offtmahls vor unserm Hause auff der Strassen so viel Volck und über dieses alles meist Teutsche (denn Holländer verlangten unsere Herren Principalen nicht) gestanden / daß mit grosser Mühe durch zu kommen gewesen; weiln wir aber über 30 Personen nicht bedürfftig waren / als konte allen nicht gewillfahret werden zu unsern Diensten aufzuschreiben. Woraus zur Gnüge erhellet / daß in Amsterdam ein grosser Zulauff von Volck ist / welches sich dränget mit Gewalt nach Ost-Indien zu gehen.

Ausser diesem passirte ich währendem unsern Daseyn meine Zeit in dem Ost-Indischen Gewerck-Hause / allwo unser Ober-Haupt / weilen die Herren Bewindhabere von unsern Schmeltzern eine Probe zu sehen verlangten / einen Schmeltz Ofen verfertigen liesse / wie es aber darmit ferner ergangen / und wo die aus Sachsen anhero mitgebrachte 3 Schmeltzer nach unserer Weg-Reise geblieben / davon kan ich keinen gewissen Bericht abstatten / Hiermit gnug von Amsterdam; ich schreite fort / und will den günstigen Leser nunmehro auch von meiner von hier aus nach Ost-Indien gethanen Reise berichten. []

Quelle: Elias Hessen, Ost-Indische Reise-Beschreibung Oder Diarium, Was bey der Reise des Churfürstl. Sächs. Raths und Bergk-Commissarii D. Benjamin Olitschens/ im Jahr 1680. Von Dreßden aus biß in Asiam auff die Insul Sumatra Denckwürdiges vorgegangen, 1690, S. 1, 9–12. Online verfügbar unter: http://digitale.bibliothek.uni-halle.de/vd17/content/pageview/875929

Deutsche Bergleute im Ausland: Elias Hessen, Ost-Indische Reise-Beschreibung (1680), veröffentlicht in: German History Intersections, <https://germanhistory-intersections.org/de/deutschsein/ghis:document-281> [01.12.2023].