Im fünfzehnten Jahrhundert begannen die Menschen, Informationen aufzuzeichnen, die zuvor durch die Praxis weitergegeben worden waren. Dieser Trend verstärkte sich erst im Laufe des 16. Jahrhunderts, als ein riesiger Bestand an handwerklichem Wissen, das bis dahin von Meister zu Lehrling weitergegeben worden war, seinen Weg in Manuskripte und gedruckte Bücher fand. Bei einigen Texten handelte es sich um umfassende Kompendien mit weitreichenden Informationen, andere Werke waren auf einen einzigen Bereich spezialisiert. Obwohl es in ganz Europa Bestrebungen gab, verschiedene Arten von Wissen aufzuzeichnen und zu sammeln, waren es die Deutschen, die sich mit ihren Texten über den Bergbau hervortaten. Ulrich Rülein von Calws Bergwerck vn̄ Probir büchlin von 1535 ist ein frühes Beispiel für dieses Phänomen. Die Deutschen erwarben sich schnell den Ruf, Experten auf dem Gebiet des Bergbaus und der Metallurgie zu sein; als Fachleute wurden sie rund um den Globus geschickt und sogar von den Herrschern anderer europäischer Mächte beauftragt. Frühe Berichte aus der englischen Kolonie Jamestown zeugen von der Anwesenheit deutscher Fachleute dort; auch die Bestätigungsurkunde von König James I. für die „Mineral and Battery Works Society“ [Gesellschaft für Mineral- und Geschützwerke] spricht von der langjährigen Rolle deutschstämmiger Bergbauexperten in England. Die Reiseberichte des deutschen Bergmanns Elias Hessen bieten eine deutsche Perspektive auf seine Arbeit bei der Niederländischen Ostindien-Kompanie. Auch in den fürstlichen Sammlungen der deutschsprachigen Länder hatte der Bergbau buchstäblich seinen Platz. Caspar Ulichs Handstein zum Beispiel zeugt von der Faszination der Künstler für die wundersamen Erze, die aus den Bergwerken hervorgingen, sowie für den Prozess des Bergbaus selbst. Aus diesen verschiedenen Quellen geht hervor, wie Deutschsein mit einer bestimmten Art von Wissen und den damit verbundenen Praktiken verbunden wurde.