Demokratie als „falscher Körper“: Reichspräsident Friedrich Ebert wird verspottet (ca. 1924)
Kurzbeschreibung
Der erste Reichspräsident der Weimarer Republik, der SPD-Politiker Friedrich Ebert (1871–1925), wurde von seiner Vereidigung 1919 bis zu seinem Tod 1925 mit einem nicht-autorisierten Foto verspottet, das ihn zusammen mit dem sozialdemokratischen Reichswehrminister Gustav Noske beim Baden zeigte. Das Bild hätte zum Zeichen einer zivilen und nahbaren Demokratie werden können. Die Postkarte (ca. 1924) der Deutschen Tageszeitung deutete demokratische Politik stattdessen als beschämenden Gegensatz zu einer heroisierten soldatischen Männlichkeit, indem sie die beiden Politiker mit Wilhelm II. und Feldmarschall Paul von Hindenburg in Uniform rahmte. Ebert erschien als „falscher Körper“ und die Republik als „falsche Politik“ für eine „deutsche“ Nation.
Quelle
Quelle: Original: Postkarte „Einst und Jetzt.“ Wilhelm II. and
Hindenburg in Uniform. Ebert und Otto Braun in der Badehose, ca. 1924.
Landesarchiv Baden-Württemberg, Nachlass Kurt Schimmel, P 2 Bü 30,
http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-584310.
Abgedruckt
in Walter Mühlhausen, ,,Die Weimarer Republik entblößt. Das
Badehosen-Foto von Friedrich Ebert und Gustav Noske", in: Gerhard
Paul (Hg.), Das Jahrhundert der Bilder
1900 bis 1949, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2009, S.
236-243, hier S. 240.
Landesarchiv Baden-Württemberg
Weiterführende Inhalte
Kirsten Heinsohn, „Parteien und Politik in Deutschland. Ein Vorschlag zur historischen Periodisierung aus geschlechtergeschichtlicher Sicht“, in Gabriele Metzler und Dirk Schumann, Hrsg., Geschlechter(un)ordnung und Politik in der Weimarer Republik. Essen: Dietz, 2016, S. 279–98.