Franz von Paula Schrank, Allgemeine Anleitung die Naturgeschichte zu studiren (1783)

Kurzbeschreibung

1774, nach der Unterdrückung der Gesellschaft Jesu, wurde der ehemalige Jesuit Franz von Paula Schrank (1747–1835) zum Priester geweiht. Er setzte seine Karriere als Professor und Gelehrter fort. Im Jahr 1784 wurde er als Professor für Botanik und Zoologie an die Universität Ingolstadt berufen. Von 1809 bis 1832 war er Direktor des Botanischen Gartens in München. Er war einer der wenigen katholischen Vertreter der Physiotheologie in Süddeutschland.

In seiner Abhandlung Allgemeine Anleitung die Naturgeschichte zu studiren empfiehlt er die wichtigsten Werke der Zoologie seiner Zeit, wie u.a. Linnaeus' Systema naturae, Buffons Histoire naturelle, Blochs und Gouans ichthyologische Werke, Johann Fabricius' und Réaumur's entomologische Bücher und Martins und Chemniz‘ Muschelkunde. Für das Gebiet der Mineralogie empfiehlt er die Klassifikationssysteme von Werner und Wallerius. Seine Liste umfasst die Standardwerke der Naturgeschichte des späten achtzehnten Jahrhunderts.

Quelle

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Ich darf hier meine Leser über die Wahl eines Natursystemes nicht in Ungewißheit lassen. Die Vorzüge des linnäischen Natursystemes sind entschieden; dieses nehme man, wenn vom Thier- und Pflanzenreiche die Rede ist, in die Hand: aber man bediene sich der lateinischen Ausgabe, die weit richtiger ist, als die deutsche, welche der verewigte Müller in Erlangen veranstaltet hat. Diese Uebersetzung enthält ohne dieß nur das Thierreich (das Pflanzen- und Mineralreich sind von einer andern Hand), und sein sichtbares Eilen, gerade als hätte er seinen Tod vorausgesehen, ließ ihn manches Versehen begehen. Man lese nebenher die berlinische Uebersetzung der büssonischen Naturgeschichte der Vögel und säugenden Thiere, und die ökonomische Naturgeschichte der Fische, die ihrem Verfasser, Herrn Doktor Bloch zu Berlin, so viel Ehre macht, nebst Couans Natursystem der Fische.

Auch bey den Insekten bediene man sich vorzüglich des linnäischen Systemes, daß für einen Anhänger hinlänglich, und unendlich leichter ist, als jenes des Herrn Professor Fabricius, welches man aber, nachdem man mehrere Erfahrung und Fertigkeit erlanget hat, sehr vortheilhaft zu Rathe gehen wird. Nebenher lese man Rösels, Degners, und Reaumurs Werke.

Die Conchylien haben Martini, und sein Fortsetzer Herr Chemniz: die Intestinalwürmer die Herren Göze und Bloch vortrefflich bearbeitet.

Aber im Mineralreiche fange man damit an, daß man die Körper aus den äussern Kennzeichen, nach der Anweisung Herrn Werners unterscheiden lerne: nach und nach versuche man es ein System anzunehmen; hier würde ich vorzüglich jenes des Herrn Wallerius nach der Uebersetzung, die unter der Aufsicht des Herrn Professor Leske veranstaltet wird, anrathen, wenn wir nicht das Misvergnügen hätten, dem zweyten Theile vielleicht noch lange entgegen sehen zu müssen; diejenigen, welche zu chemischen Versuchen Muse und Gelegenheit haben, können sich des kronstedtischen Mineralsystemes bedienen. Nebenher kann man die deutsche Uebersetzung des linnäischen Mineralsystems von Hrn. Professor Gmelin in Göttingen, und Vogels praktisches Mineralsystem lesen. – Das Pflanzenreich übergehe ich geflissentlich, weil ich ihm eine eigene Abhandlung gewiedmet habe.

Quelle: Franz von Paula Schrank, Allgemeine Anleitung die Naturgeschichte zu studiren. München: bey Johann Baptist Strobl, 1783, S. 28–33. Online verfügbar unter: https://www.e-rara.ch/zuz/doi/10.3931/e-rara-46674

Richard Hölzl, „Schöpfung unter dem Mikroskop : der Jesuit und Naturhistoriker Franz de Paula Schrank (1747-1835) als Grenzgänger des Religiösen und des Säkularen“, in Umwelten: Ereignisse, Räume und Erfahrungen der Frühen Neuzeit. Festschrift für Manfred Jakubowski-Tiessen, herausgegeben von Sven Petersen, Dominik Collet, und Marian Füssel. Göttingen: V & R Unipress, 2015, S. 201–23.

Franz von Paula Schrank, Allgemeine Anleitung die Naturgeschichte zu studiren (1783), veröffentlicht in: German History Intersections, <https://germanhistory-intersections.org/de/wissen-und-bildung/ghis:document-186> [01.12.2023].