„Eritis sicut Deus, scientes bonum et malam. Oder: Der neue Sündenfall“, Kladderadatsch (26. Juni 1870)

Kurzbeschreibung

In diesem satirischen Bild aus dem antiklerikalen Kladderadatsch sehen wir einen Jesuiten-Satan, der einem ahnungslosen Papst Pius IX. den Apfel der Unfehlbarkeit anbietet. Das Bild verspottete die katholische Doktrin der päpstlichen Unfehlbarkeit, die kurze Zeit später erklärt werden sollte und die nur Glaubens- und Moralfragen betraf, nicht jedoch alles Wissen, ein damals weit verbreitetes Missverständnis. Diesem „neuen Sündenfall“ steht der Gnadenzustand gegenüber, dargestellt durch das strahlende Licht der Vernunft und das gesicherte Wissen, das er allen bietet, die bereit sind, sich davon erhellen zu lassen. Das Bild enthält sehr klare Hinweise darauf, welche Art des Wissens missbilligt bzw. anerkannt wurde; welches Wissen untergeordnet und dominant war; was des Wissens würdig und unwürdig war. Wir sehen hier also die Verschiebung der Wahrheit zum menschlichen Verstand im Zuge der beharrlichen Säkularisierung des deutschen Wissens in der Neuzeit.

Quelle

Quelle: Aus Kladderadatsch, Jg. 23, Nr. 29/30 (26. Juni 1870), S. 117. Universitätsbibliothek Heidelberg. Online verfügbar unter: https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/kla1870/0283

„Eritis sicut Deus, scientes bonum et malam. Oder: Der neue Sündenfall“, Kladderadatsch (26. Juni 1870), veröffentlicht in: German History Intersections, <https://germanhistory-intersections.org/de/wissen-und-bildung/ghis:image-37> [29.11.2023].