Franz Xaver Veigl, Karte des Amazonas (1785)

Kurzbeschreibung

Franz Xaver Veigl war ein jesuitischer Missionar der sogenannten Maynas-Mission (im heutigen Peru). 1767 wurde er im Zuge des Verbots des Jesuitenordens im Königreich Spanien des Landes verwiesen. Seine Karte des Missionsgebiets wurde 1785 in Nürnberg von Christoph Gottlieb von Murr gedruckt, einem Protestanten, der die wissenschaftlichen Errungenschaften der Jesuiten bewunderte und sie vehement gegenüber ihren Kritikern verteidigte. Die Karte wurde zusammen mit einem Bericht über die Landschaft und Topografie von Maynas gedruckt [Gründliche Nachrichten über die Verfassung der Landschaft von Maynas]. In seinem Bericht schildert Veigl, dass seine Karte auf anderen Karten und Texte basierte und beschreibt seine eigenen empirischen Beobachtungen zu den Flusssystemen der oberen Amazonasregion.

Quelle

Auszug aus Seiten 6-8

Die beygefügte Landkarte darf man sicher aus allen, so diese Länder noch bisher vorgestellet hatten, für die wahrhafteste halten. Zum Grundstein legte ich theils die kleine Karte des Herrn de la Condamine von dem Laufe des Maragnon-Flusses überhaupt, theils jene des vormaligen General-Prokurators von Quito, P. Carls Brentano, die er um das Jahr 1751 zu Rom stechen gelassen. Beyde alsdann entweder zu ergänzen, oder zu verbessern, hab ich mit möglichster Achtsamkeit jener grossen, und in Deutschland fast unbekannten Landkarte nachgespührt, welche Don Pedro Maldonado aus den Beobachtungen der spanisch- und französischen Akademiker über Quito und Peru verfertiget hat, und nach welcher sich auch Herr d’Anville in seiner großen allgemeinen Karte von Amerika richtet. Ueber dieses habe ich theils aus eigener langen Beobachtung, theils aus manchen Handschriften und Zeichnungen der Sache wohlkündiger Männer, allen Abgang oder Irrthum bald ergänzet, bald verbessert, welchen ich bey allen vorgemeldten seit vielen Jahren befunden hatte. Meine Bemühung wird alsdann schon sattsam vergolten seyn, wenn der Leser daran nicht nur eine angenehme Unterhaltung findet, sondern auch vielfältigen Stoff, die Schätze der schöpferischen Allmacht zu bewundern, die Anbetungswürdige Züge der weisesten Fürsicht zu erkennen, und auch den Zustand jener Völker nach christlicher Gemüthsart zu beherzigen.
 

Quelle: Franz Xaver Veigl, „Gründliche Nachrichten über die Verfassung der Landschaft von Maynas“, in Christoph Gottlieb von Murr, Reisen einiger Missionarien der Gesellschaft Jesu in Amerika: mit einer Landkt. u. Kupfern. Nürnberg: Bey Johann Eberhard Zeh, 1785, S. 6-8.

Quelle: Franz Xaver Veigl, „Gründliche Nachrichten über die Verfassung der Landschaft von Maynas“, in Christoph Gottlieb von Murr, Reisen einiger Missionarien der Gesellschaft Jesu in Amerika: mit einer Landkt. u. Kupfern. Nürnberg: Bey Johann Eberhard Zeh, 1785. John Carter Brown Library. Online verfügbar unter: https://jcb.lunaimaging.com/luna/servlet/s/65lj9l

Miguel de Asúa, Science in the Vanished Arcadia. Knowledge of Nature in the Jesuit Missions of Paraguay and Río de la Plata. Leiden und Boston: Brill, 2014.

Irina Pawlowsky, „Von barbarischen Ländern, wilden Flüssen und weißen Flecken. Die Karte des Río Marañón von Franz Xaver Veigl“, in Esther Schmid Heer, Nikolaus Klein und Paul Oberholzer, Hrsg., Transfer, Begegnung, Skandalon? Neue Perspektiven auf die Jesuitenmissionen in Spanisch-Amerika. Stuttgart: Kohlhammer, 2019.

Franz Xaver Veigl, Karte des Amazonas (1785), veröffentlicht in: German History Intersections, <https://germanhistory-intersections.org/de/wissen-und-bildung/ghis:image-66> [01.12.2023].