Kurtzer vnnd warhaffter Bericht des Kelchen Kriegs [ . . . ] (1621)
Kurzbeschreibung
Dieser Einblattdruck nimmt Bezug auf den sogenannten Veltliner Protestantenmord 1620, bei dem die im Veltlin lebenden Schweizer Reformierten durch die Katholiken ausgelöscht wurden. Er war Teil der katholischen Propaganda gegen die Reformierten und stellte die Zerstörung einer Kirche sowie die Schändung von Heiligen durch die „Ketzer“ dar. Der Einblattdruck zielt darauf ab, die Taten der gegnerischen Seite als unchristlich und die eigene Konfession als gottgefällig darzustellen.
Quelle
Kurtzer vnnd warhaffter Bericht des Kelchen Kriegß/ so von den Ertzketzern Caluin; Püntner; Zwinglischen/ Zürchern und Grauern/ in Vetlin von dem 15. Augusti Anno 1620 biß dato her volbracht worden (1621)
Als der Caluin vnd Zwinglian
Nach dem die theren auffstahn /
Der zeit herfür Nutz gebracht.
Hat jeder Christ so diß betracht /
Auß solchem zuschliessen wol /
Was man auff dieselb halten soll /
Weil sie der zeit hero pausirt /
Habens deß Volcks so vil verführt /
Also / wann diß betracht ein Christ /
Daß diß wol zuerbarmen ist /
Wie im Königreich vnd allen Landen
So vil Sectenmeister seyn verhanden.
Die Welt man voll History findt /
Was sie für Fewer haben anzündt.
Mit Muthwill / frechheit / vnd betrug /
Und mit Teuflischer falscher lug /
Habens der massen praticirt /
Damit ihr Gifft so vil purgiert /
Und möchte kommen in Italia
Und biß hin in Hispania
Auch die herrlich Statt Rom vor allen /
Warens vorhabens zu überfallen.
Den Pabst vertreiben / die Kirchen berauben /
Und außtilgen den wahren Glauben /
So doch die Catholisch Religion
Von anfang Gott war zugethon
Also daß vil Gottshäuser gar /
Durch sie schändtlich verwüstet war /
Wie es dann laider ist geschehen /
Da man zehlt der täg funfzehen.
Im Augusti vnd zwanzigisten Jar
Ein Verrätherey angestelt war /
Bey dem Calluin vnd Zwinglian /
Und wolten erwürgen jederman.
Und betrangten die Veldtliner hart /
An unser lieben Frawen Him̅elfart.
Da die Catholischen allwegen
Den Gottesdienst zuhalten pflegen /
Da haben die schönen saubern Gesellen
Die Catholischen vberfallen wöllen.
Alles erwürgen / die Bilder stürmen
Nach ihren gfallen daselbsten schwürmen /
Welchs die Catholischen baldt erfahren.
Umb der Religion willen sich nit sparen
Mit hülff Italianer guet /
Wagten sie dar ihr eigen Bluet /
Haben wider sie ein Einfall thon
Die Ketzers Buben griffens an.
Drey Tirannisch Potestat dort /
Ein Wortsdiener / vnd andere ermordt /
Die vbrigen Caluinisten aber /
So im Flecken waren Innhaber.
Flohen auf Bern vnd Zürch hin /
In eyl sich versambleten darinn.
Zohen wider mit eim Gschwader groß /
Sambt der Pindtner Mitgnoß /
Auf die Gegent / Sander zue /
Mit Tumult vnd grosser Unruhe /
Ihr Rädelfürer Guller war /
Welcher führt die Judasschaar /
Da nam̅en sie baldt Sanders ein /
Und andre Flecken groß vnd klein /
Die Kirchen vnd ein Kloster dort.
Habens zerstört vnd als ermordt /
Raubten da alles vberal.
Und begiengen grossen Diebstal.
Under allen Ketzern so hat sich /
Der Guller gehalten treffentlich
Wurdt ein vnerhörter Kichen Dieb /
Die Engedeiner ihm durch lieb /
Halfen darzue so grimb vnd Wildt.
Das nit verblieb ein einzigs Bild
Haben also groß Gut bekommen.
Solchs mit sich heimgenommen.
Damit ein schändlich Leben geführt
Mit Weib vnd Kindt verpanckerirt.
Waren lustig vnd guter ding /
Dachten sie hettens gwunnen gering.
Wust auch geing werden verthan:
Der Caluin vnd der Zwinglian
Theten mit Frewden zsammen rucken /
Frolockten ab ihren Diebstucken.
Die sonst in ihr Religions gschmeiß
Grimten vberein / wie schwarz vnd weiß.
Wie ein wilde Katz vnd Englischer Hund /
Jetzt waren sie gantz Circkelrund /
Zsammen in ein Model gossen /
Welchs ihn aber wenig ersprossen.
Als es schier als verschlembt war /
So samblet sich die Ketzersschaar
Widerumb auffs newe zusammen
Und mit einem grossen gschwader kommen
Bey fünff tausent auff Wormbs hin /
Erdapten sie was vom Veldtlin.
So ermordten sie groß vnd klein /
Namen da etlich Flecken ein.
Mit Rumor der gantze hauffen
Thet nur den Gottshäusern zulauffen /
Und wo ein Tabernackel stund /
Rissens dieselben gar zu grund.
Fürauß der Ertzketzer zuhandt /
Der von Mülinen ist genannt /
Namß Hochwürdig Sacrament /
Bhielts nit lang in seiner Händt /
Sonder mit gar schändtlicher Geberdt /
Warff er dasselb auff die Erdt /
Und so gar mit Füssen getretten /
Darzu ander Hauptleut helffen rheten /
Brachen auch auff den Tauffstein /
Schätztens heilig Tauffwasser klein /
Den Rossen das zu trincken gaben /
Die sich darob entsetzt haben /
Die vnuernünfftig Thier wol spürten /
Daß mans halten soll in Würden.
Darnach brauchtens ein gewalt /
Wuschen ihn drauß die Füß alßbaldt /
Mit dem heiligen Oel allenthalben /
Theten sie ihre Schuech salben /
Etlich in die Sacristey brachen /
Namen herauß all gweichte sachen /
Mit Priesterlichem Meßgewandt /
Und Leuiten Röck tribens schandt.
Für Lagkey Kassäcklin angelegt /
Keiner sich an dem bewegt.
Lebten vnnatürlich wie die Wölff /
Von Golt der Kelch vber zwölff
Sambt andern Bildern habens entfrembt.
Keiner sich vor Gott nit schembt.
Die Bildtnuß Christi vnd Maria
Sambt andern Bildern habens allda /
Köpff / Arm / Füß abgehauen /
Ihr Augen außgstochen ohn grauen /
Sambt andern spott vnd Lastern groß /
Habens vil getriben so Gottloß /
Letzlich so habne sie hinfort /
Die Crucifix gegaißlet dort /
Und aufgehenckt schändtlicher weiß /
Ketzerische Stuck gebraucht mit fleiß /
Etlich Corherrn vnd Priester zwar /
Haben sie ermordet gar /
Erbärmliche Peyn von jhn gelitten.
Ihr heimbliche Glider außgeschnitten
Einen Priester sie ins Wasser gehengt
Haben / jhn doch nit gar ertrenckt /
Den andern Tag habens ihn wider
Zohen herauß / vnd gehawet nider /
Haben also zu Wormbß dort /
Begangen manchen schändtlichen Mordt /
Zwölff Kirchen beraubt gantz vnd gar /
Und was von Geltstöcken drinnen war /
Die Weinfässer am selben ort /
Haben sie alle durchport /
Und den Wein darauß rinnen lassen /
Das Getraid auch allermassen.
Habens verhergt vnd gar verbrennt /
Zuerbarmen wars ein ellendt /
Auß den Kelchen gesoffen haben /
In gesundtheit aller Ketzers Knaben.
Nach dem zohens hin auff Thiran.
Fiengen dort auch zu plindern an /
Namen zuuor vill Dörffer ein /
Deren Namen woll bewust seyn /
Sandalo vnnd Monduzza.
Grosio / Grosuto alda /
Auch andere / wie zu Wurmbß gethan /
Erbärmlich wars zu schawen an /
Da sie für Thiran hinruckten /
Und wider sie die Degen zuckten /
Da haben sie sich hart gestossen /
Und schussen daselbst einen blossen /
Die Catholischen Veldtliner dort /
Forchten nit ihrer Throwort /
Setzten mit Ernst in einiger Lieb /
Auff die verfluchten Kelchdieb /
Der Obrist Clauß von Mulin
Der Zackher / sechs Haubtleut mit jhm
Und vber Tausent darneben /
Haben sie wider bracht vmbs Leben /
Ihr Obrist hette ein Teufels Kunst
Bey sich / war aber vmbsunst /
Dann er mit Pichsen wurdt tractirt /
Daß er kein Teufflich gscheiß mehr führt /
Die Berner so schuelflüchtig worn /
Da sie so vil Volck verlorn /
Ein theils sprungen in Wasserfluß /
Und sich erläufften mit verdruß /
Hat also kostet ihren Halß /
Und was sie vor gestolen als /
Das musten sie mit Spott vnd Schandt
Dahinden lassen allessandt.
Also hat Gott mit seiner Krafft
Die Kelchdieb allhie gestrafft.
Und dort wird er in gleicher maß /
Ihn eben messen ohn vnderlaß /
Wie dann Gott böß vnd guts belohnt /
Nach seinem thun keines verschont:
Gott woll seim häufflein wohnen bey
Weitters / vor solcher Tyranney.
Auß daß wir preisen allesamen
Dich / Jesum Christum / Amen.
Quelle: Kurtzer vnnd warhaffter Bericht des KelchenKriegß/ so von den Ertzketzern Caluin; Püntner; Zwinglischen/ Zürchern und Grauern/ in Vetlin...volbracht worden. Deutscher Einblattdruck, gedruckt 1621. British Museum. Object Number: 1880,0710.404. Online verfügbar unter: https://www.britishmuseum.org/research/collection_online/collection_object_details.aspx?objectId=1448077&partId=1&subject=24390&sortBy=objectTitleSort&page=1
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Weiterführende Inhalte
Stacy Boldrick und Richard Clay, Hrsg., Iconoclasm: Contested Objects, Contested Terms. Aldershot: Ashgate, 2007.
Wolfgang Harms, Hrsg., Illustrierte Flugblätter aus den Jahrhunderten der Reformation und der Glaubenskämpfe. Coburg: Kunstsammlungen der Veste Coburg, 1983, S. 58-59.