Wildnis in der frühen Neuzeit

Einführung

Die Vorstellung, dass bestimmte Umgebungen für die Deutschen besser oder schlechter geeignet sind, reicht bis weit in die frühe Neuzeit zurück. Wie in der Momentaufnahme „Gesundheit und Körper“ zu sehen ist, war die humoralphysiologische Theorie häufig Ausdruck eines solchen Umweltdenkens. Aber auch die Vorstellung der Deutschen als wildes Waldvolk hatte mythische Vorläufer. Die Fixierung auf den Wald geht insbesondere auf die Humanisten der Renaissance zurück, die sich auf Tacitus (und andere klassische Schriftsteller) beriefen, um sich gegen Rom (und damit auch gegen die Italiener) zu positionieren. Zu dieser Zeit wurde die Idee von der Wildnis als Quelle der Robustheit der Deutschen aufgegriffen und als „nationale“ Eigenschaft verstärkt. Dieser Blick auf die Umwelt ging mit der Herausbildung konfessioneller Identitäten einher. Interessanterweise waren zu diesem Zeitpunkt die Wälder bereits in großem Umfang abgeholzt und viele Sümpfe trockengelegt worden. Tatsächlich mussten die Wälder zunehmend reguliert werden, um der Abholzung Herr zu werden. Die Wildnis war in der Realität viel zahmer als zuvor; Deutschsein erscheint also sowohl als Wildheit als auch als Romantisierung einer verlorenen (ökologischen) Vergangenheit.

Inhalt

  1. < Von der Wunderkammer zum Museum: Identitätsstiftung durch Sammlungen und kuratorische Tätigkeit
  2. Frühneuzeitliches Fachwissen: die Deutschen und der Bergbau >