In den Jahren 1885–86 wurden mehr als 30.000 polnische Einwanderer, darunter etwa 10.000 Juden, aus dem preußischen Grenzgebiet deportiert, um die vermeintliche Migrationsflut aus dem russischen Reich einzudämmen. (Viele der Ausgewiesenen hatten jahrelang in Preußen gelebt, waren jedoch keine deutschen Staatsbürger geworden.) Diese Aktion wurde 1886 im Reichstag und im Preußischen Landtag mehrere Tage lang heftig debattiert und führte zur ersten und einzigen Interpellation gegen Bismarck. Anknüpfend an Bismarcks Kulturkampf führten die Deportationen zu einer zunehmenden Ausgrenzung der überwiegend katholischen und polnischsprachigen Minderheit. Obwohl die Germanisierungspolitik zunahm, blieb die Frage der deutschen Identität in den Grenzgebieten offen und umstritten.