Die Schaffung deutscher Identität im Nationalsozialismus

Einführung

Die nationalsozialistische Gesellschaft war zwanghaft bemüht, Deutschsein als nichtjüdisch zu verankern. Wer mitzog, agierte dieses Selbstverständnis öffentlich aus, nicht nur mit physischer und struktureller Gewalt, sondern auch mit Formen der Erniedrigung, die den Machtzuwachs des nichtjüdischen Selbst unterstrichen. Praktiken der Beschämung als eine Form der Gewalt strukturierten die Verfolgung jüdischer Deutscher im Nationalsozialismus. Dazu gehörten ritualisierte Unterhaltungsformen wie Faschingsumzüge oder die gezielte Verletzung von Verfolgten an der Front, die ebenfalls als „Unterhaltung“ galt. Ein Leidtragender wie Julius Meyer, der als deutscher Soldat im Ersten Weltkrieg gekämpft hatte, realisierte, dass ihm die Gewaltpraktiken, die sich nun gegen ihn richteten, aus der deutschen Besetzung Frankreichs nach 1914 vertraut waren. Manche Gewaltakteure in der NS-Zeit identifizierten Deutschsein ausdrücklich als nationalsozialistisch und lebten ihr Selbstverständnis aus, indem sie freiwillig an Massenerschießungen teilnahmen.

Inhalt

  1. < Im östlichen Spiegel: Deutsche Juden aus Polen und über Polen
  2. Deutsche für den totalen Krieg >