Hunderttausende von Menschen wurden während des Zweiten Weltkriegs „germanisiert“, entweder durch die Regierungspolitik oder auf der Flucht (oder auf dem Transport) nach Osten. In einigen Fällen wurden Menschen als Deutsche gekennzeichnet, auch wenn die deutsche Regierung sie nicht mehr als solche betrachtete. Diese Momentaufnahme konzentriert sich vor allem auf das besetzte Polen und untersucht, wie „Deutschsein“ aus der Perspektive verschiedener Bevölkerungsgruppen „von unten“ konstruiert und verstanden wurde, daunter auch von so genannten „Volksdeutschen“, die ihre privilegierte Position ausnutzten. Sie untersucht „Deutschsein“ auch aus der Perspektive polnischer Juden, die mitverfolgten, wie ihre polnischen Nachbarn plötzlich die Loyalität wechselten und sich als „Deutsche“ zu identifizieren begannen. Polnische Juden wurden auch Zeugen dessen, wie deutsche Juden ihrer deutschen Identität beraubt und gleichzeitig als Ausländer klassifiziert wurden, nachdem sie mit Transporten aus Deutschland im besetzten Polen angekommen waren. Die Bedeutung des Deutschseins wurde während des gesamten „totalen Krieges“ und an dessen Ende, als Zivilisten von ausländischen Soldaten angegriffen wurden und/oder gezwungen waren, sie aufzunehmen, in Frage gestellt.