Katarina Witt und Patriotismus in der DDR (1985)
Kurzbeschreibung
Trotz ihres internationalistischen Anspruchs stützten sich die Staaten des Warschauer Paktes stark auf Patriotismus und Nationalismus, um die Unterstützung ihrer Bürger zu gewinnen. Für die Deutsche Demokratische Republik, die nicht behaupten konnte, die alleinige Heimat der deutschen Bevölkerung zu sein, war dies nicht unkompliziert. Sowohl für die Sportler als auch für das Publikum war der Sport ein wichtiger Teil der Identitätsbildung in Ostdeutschland. Im Laufe der Zeit führte der Druck, den Ruf des Landes für sportliche Spitzenleistungen zu erhalten, zu hohen Staatsausgaben, zu ausgeklügelten staatlich geförderten Netzwerken zur Identifizierung und Förderung junger Talente und leider auch zu einer Reihe von Missbräuchen. In den 1980er Jahren dominierte Katarina Witt die internationale Eislaufwelt und wurde dabei zum fotogensten Gesicht der DDR. Ihre Dynamik und Jugendlichkeit trugen dazu bei, von der Führung des Landes durch ältere Funktionäre und der stockenden Wirtschaft abzulenken. Trotz der Kritik schaffte es Witt, für die Deutschen jenseits des Eisernen Vorhangs zu einer positiven Identifikationsfigur zu werden. Dieses Bild zeigt Katarina Witt bei der Eiskunstlauf-Weltmeisterschaft 1985 in Tokio, wo sie bei den Frauen die Goldmedaille gewann. Der unten angegebene Videoclip (siehe „Weiterführende Inhalte“) zeigt sie bei der Medaillenverleihung. Im Hintergrund ist die Nationalhymne der DDR zu hören.
Quelle
Quelle: Katarina Witt, 9. März 1985.
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Weiterführende Inhalte
Eiskunstlauf-Weltmeisterschaft 1985: Katarina Witt bei der Verleihung der Goldmedaille, https://www.youtube.com/watch?v=BKRvMdLqtjM (letzter Zugriff: 23. Oktober 2020)
Jan Palmowski, Inventing a Socialist Nation. Heimat and the Politics of Everyday Life in the GDR, 1945-1990. Cambridge und New York: Cambridge University Press, 2009.