Auch im zwanzigsten Jahrhundert spielte die Heimat weiterhin eine wichtige Rolle in der Diskussion um deutsche Identität und Zugehörigkeit. Das Jahr 1949 war das Jahr der offiziellen Gründung der Bundesrepublik Deutschland (BRD) und der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Danach war der Verlust der Heimat (oder der mythischen deutschen Heimat) zumindest in der BRD keineswegs ein Tabuthema, im Gegenteil, es wurde immer wieder für politische Zwecke instrumentalisiert. Westdeutsche Heimatfilme der 1950er Jahre thematisierten die Vertreibung, schwiegen aber zu den NS-Verbrechen. Auch die Popsongs der Nachkriegszeit hielten die Sehnsucht nach einer verlorenen Heimat im Osten wach. Während die Aussiedler sowohl in der BRD als auch in der DDR um den Sinn ihrer Erfahrungen rangen, versuchte das ostdeutsche Regime, sich eine neue Zukunft aufzubauen. Die Leichtathletik wurde zu einem Kristallisationspunkt des Nationalstolzes und der Identifikation, zu einer Art Ersatzheimat. Im Laufe der Nachkriegszeit setzte sich die BRD mit neuen Ost-West-Problemen auseinander, gleichzeitig kamen immer mehr Arbeitsmigranten aus der Türkei und anderen Ländern nach Westdeutschland, um dort zu studieren, zu arbeiten und zu leben. Deutschland wurde zu einem Einwanderungsland und zu einer neuen Heimat für Millionen von Migranten/innen und ihre Familien.