Im Laufe des 18. Jahrhundert entwickelte sich eine Debatte über einen „Nationalcharakter“, die verschiedenes unter dem Begriff Nation verstand. Daneben aber überdauerten andere Ordnungsvorstellungen oder konkurrierten miteinander. So konnten bspw. ständische Zuschreibungen, sittlich-religiöse und ältere Ordnungsvorstellungen wie die Humorallehre eine wichtige Rolle spielen. Erst im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts verfestigte sich die Idee von nationalen Charakteren (Nationalcharakteren), die Vorstellung, dass Nationen oder „Völker“ bestimmte Eigenschaft und Charakterzüge aufweisen. Dabei wurden bereits vorhandene Zuschreibungen und Differenzierungen verwissenschaftlicht bzw. pseudowissenschaftlich ausgelegt. Sprache und Klima spielten in theoretischen Überlegungen (wie bei Johann Gottfried Herder und Wilhelm von Humboldt) zu Nation und nationalem Charakter eine wichtige Rolle. Eine imaginierte Sprach- und Kulturgemeinschaft mit gemeinsamem „Nationalcharakter“ bildete dabei die Grundlage einer vorgestellten nationalen Identität. Daneben existierten im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts diverse politische Strömungen, die sich um die Reformierbarkeit des Alten Reiches und/oder das Spannungsverhältnis von altständischer Gesellschaft, Absolutismus und Konstitutionalismus drehten. Sie warfen unter dem Stichwort „Nationalgeist“ auch die Frage auf, welche kulturelle und politische Identität das Reich trotz seines territorialen Partikularismus habe (Friedrich Carl von Moser).