In den deutschen Territorien läutete weder eine Revolution die Moderne ein, noch gab es eine einzige Grenze oder politische Struktur. Kultur wurde im späten 18. Jahrhundert zum gemeinsamen Nenner einer disparaten Schicht, die das alte Stadtbürgertum, Beamte des frühneuzeitlichen Staates und Bildungsbürgerliche umfasste. Ihre Normen waren nicht immer neu. Doch wurde beispielsweise Arbeit aus dem christlich-ständischen Tugenddiskurs in ein säkulares Konzept übersetzt. Bürgerliche Normen beanspruchten universale Geltung, dienten aber ihrerseits dazu, Grenzen nach innen und außen zu ziehen. Sie richteten sich gegen die adlig-höfische Kultur, aber auch gegen die katholische Kirche, die als Hort des „Aberglaubens“ galt, so dass sich die protestantische Prägung der bürgerlichen Kultur zeigte. Die Volksaufklärung wiederum wollte ländliche und unterbürgerliche Schichten mit neuem Wissen vertraut machen, wurde jedoch zunehmend distanziert betrachtet.