Debatten über Krieg und Genozid nach der Wende

Einführung

Nach der deutschen Wiedervereinigung stellte sich für die deutsche Regierung die Frage, wie sie militärische Stärke auf der Weltbühne demonstrieren könnte und sollte. Als verschiedene Krisen nach deutschen Truppen verlangten, wurde das Erbe der Vergangenheit instrumentalisiert, um ein deutsches Eingreifen entweder zu legitimieren oder zu verhindern. Diese Momentaufnahme zeigt, wie sich deutsche Politiker/innen und Kulturschaffende – manchmal auf widersprüchliche Weise – mit der Entwicklung Deutschlands zu einem „normalen“ Land auseinandersetzten. Zu den öffentlich diskutierten Fragen zählte die Normalität des Einsatzes militärischer Gewalt, wie im Kosovo, oder der Bruch mit den Vereinigten Staaten, Deutschlands langjährigem transatlantischen Partner, über den Krieg im Irak. In der Debatte um die Gestaltung des Denkmals für die ermordeten Juden Europas im Zentrum Berlins vermischten sich gleich mehrere strittige Fragen: Inwieweit verschaffte sich Deutschland durch sein Schuldbekenntnis zum Holocaust einen größeren politischen Handlungsspielraum; wie erlaubte es eine selbstzufriedene Haltung deutschen Kultureinrichtungen, anderen eine spezifisch deutsche Form der Vergangenheitsbewältigung aufzudrängen; und inwiefern lenkte der Fokus auf deutsche Errungenschaften von der Auseinandersetzung mit deutschen Verbrechen und Tätern ab – oder verhinderte sie sogar?

Inhalt

  1. < Heimat in Ost und West
  2. Deutschland im 21. Jahrhundert: Wer darf deutsch sein? >