Identifikation als Europäer – über „deutsche“ Grenzen hinaus

Einführung

In der Frühen Neuzeit bereisten die Europäer zunehmend die Welt: Sie trieben Handel, suchten nach Wissen und übten ihre Macht durch koloniale Herrschaftsprojekte aus. Solche Reisen brachten bedeutende Begegnungen mit „Anderen“ mit sich und schienen daher gute Gelegenheiten für die Definition des Deutschseins zu bieten. In vielen Fällen war die Identität, die in den Vordergrund trat, jedoch eine weiter gefasste europäische Identität. Am deutlichsten tritt die Kategorie des „Deutschseins“ an den Grenzen der deutschen Länder hervor, wie die Reiseberichte von Felix Fabri und Christian Thran zeigen. Diese Reisenden machten deutlich, dass sie sich der Überschreitung der Grenzen „Deutschlands“ bewusst waren. Viele Deutsche, die außerhalb der deutschen Länder reisten, entdeckten, dass ihre europäische Herkunft (oft gleichbedeutend mit dem Christsein) jede besondere „nationale“ Identität überlagerte. So wurde zum Beispiel Michael Heberer, der im Osmanischen Reich gefangen und in die Sklaverei verkauft wurde, schließlich von den Franzosen freigekauft. Seine europäische Herkunft und nicht etwa sein Deutschsein ermöglichte ihm die Rückkehr in seine deutsche Heimat. Reisende erwähnten oft die „nationale“ Identität anderer Europäer, denen sie im Ausland begegneten, doch war dies meist eher eine beiläufige Bemerkung. Dies zeigt sich zum Beispiel bei Thrans Begegnungen mit Deutschen in Algier oder bei Georg Forsters Begegnungen im Südatlantik während seiner Reise mit Kapitän Cook. Die meisten Reisenden waren Männer, aber auch einige Frauen reisten ins Ausland. Der Text von Andreas Pinxner zeigt, dass weibliche Reisende oft das Misstrauen ihrer männlichen Kollegen erregten.

Inhalt

  1. < Deutsche Sprache: Gemeinschaftskonstruktion über die deutsche Mundart
  2. Missionstätigkeit >